1200 kg Sprengstoff für das Viadukt
Auf der Lötschberg-Bahnlinie ist das Tellenburg-Viadukt in Frutigen eines der spannendsten Bauwerke. Eine Zerstörung hätte die wichtige Transitachse nachhaltig unterbrochen.
Für den Bau der Minenkammern im Tellenburg-Viadukt – als Sprengobjekt 43/20 oder M2817 aufgelistet – wurde am 8. Februar 1941 mit der Firma Seeberger (Frutigen) ein Vertrag abgeschlossen. Dass das Militär in die Pfeiler des Bauwerks von 1910 Sprengstoff einbauen wollte, sorgte sowohl bei der BLS als auch Amtsstellen für Kopfzerbrechen. Mit dem Schreiben des Eidg. Post- und Eisenbahndepartements, Amt für Verkehr, vom 24. Februar 1941 bestätigte dieses die Bedenken der BLS «sowohl hinsichtlich der Pfeilerschwächung als auch der Ausführung der Zugänge zu den Minenkammern» und ersuchte die BLS, das Armeekommando zu veranlassen, eine andere Lösung zu suchen, wobei unter allen Umständen nur «allersorgfältigstes Ausbrechen des Mauerwerkes von Hand oder durch Bohren in Frage kommt und jede noch so kleine Sprengung vermieden werden muss.»
Doch der Unternehmer hielt sich offenbar nicht ab die Empfehlungen und sprengte in den Pfeilern. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden. Die bereits erstellten Kammern wurden wieder zugemauert und entsprechend den eigentlich vorhandenen Vorgaben ganz unten in den Pfeilern neu erstellt. Insgesamt wurden gemäss Tabelle des Selbstständigen Zerstörungsdetachement 64 von 1943 in fünf Pfeilern jeweils zwei Minenkammern eingebaut. Vorgehen waren 1201,2 kg Troytyl zur Sprengung. Als Zündstelle wurde Mitte der 1950er-Jahre anstelle des ursprünglichen Schachts ein Kugelbunker (F16600) auf der bergseitigen Viaduktseite vergraben.
Mit Schreiben vom 1. Oktober 1975 verfügte der Generalstabschef die Aufhebung des Sprengobjektes M2817 und des Kugelbunkers F16600. Der Abbruch der Podeste, Leitungen und Schlaufenkästen erfolgte durch die FW Kp 16. Die Bauarbeiten leistete 1976 die Firma Seeberger (Frutigen). Die Bezeichnung M2817 wurde 1986 für das Sprengobjekt in Goldswil (Interlaken)neu verwendet.
Das Tellenburg-Viadukt war nur eines von zahlreichen Sprengobjekten auf der Lötschberg-Linie. Mehr über die Verteidigung der Lötschberg-Nordrampe und die verschiedenen Kommandoposten im Kandertal ist im Buch «Verteidigung der Lötschberg-Nordrampe» von Hans-Rudolf Schoch (Verlag HS-Publikationen) nachzulesen.