1994: Der 12 cm Fest Mw wird getestet
Das Waffensystem 12 cm Fest Mw wurde im Laufe seiner Einsatzzeit mit verschiedenen technischen Modernisierungen verbessert. Diese einzelnen Anpassungen wurden zwar getestet, 1994 wurde das modernisierte Gesamtsystem einem Belastungstest unterzogen. Die BAGF-Mitarbeiterzeitung «Puzzle» hat dazu folgende Beitrag publiziert.
Seit dem letzten Grossversuch 1982 mit dem 12 cm Fest Mw 59/83 sind verschiedene Modifikationen am System durchgeführt worden. Diese Änderungen wurden zwar einzeln erprobt, jedoch nicht am Gesamtsystem. Deshalb musste ein weiterer Versuch in Form eines Belastungsschiessens, mit einer grösseren Anzahl Schuss, durchgeführt werden.
Während des Monates August erhielt der Versuchsstab Festungstruppen von der Gruppe für Generalstabsdienste (GGST) den Auftrag, ein Belastungsschiessen durchzuführen. Dieser Auftrag löste verschiedene Aktivitäten aus. Damit das System unter einsatzähnlichen Bedingungen überprüft werden konnte, musste unter anderem ein «Normfeuer» definiert werden. Auf diese Definition abstützend, hatte der Versuchsstab das Versuchsprogramm zu erstellen. Der eigentliche Ablauf kann in vier Phasen gegliedert werden:
– Vorbereitung der Anlage
– Ausbildung der Versuchsequipe
– Belastungsschiessen über mehrere Stunden
– Auswertung
Dazu hat sich die einmalige Gelegenheit geboten, den Hauptanteil des Belastungsschiessens mit Munition abzudecken, die in Kürze liquidiert worden wäre (Wurfgranaten 60).
Es ging darum
- mit einer Verifikation / Nachqualifikation festzustellen, ob das Gesamtsystem die Leistungsanforderungen (Schiesstechnik / Schiessbetrieb mit Integration des Fest Art Flt Syst 91) erfüllt;
- zu überprüfen, ob die Ausbildung der Truppe (Geschützmannschaft inkl. Truppenhandwerker) zweckmässig ist;
- den Unterhalt des Systems (Diagnose, Reparatur, Wartung, Ausbildung der Trp Hdwk) zu überprüfen;
- die Ausbildungsvorschriften bzw. Reglemente – soweit nötig – den Einsatzbedingungen anzupassen
Der Versuch wurde durch den Versuchsstab der Fest Trp in Zusammenarbeit mit der Kriegsmaterialverwaltung (KMV / AMAT) geleitet.
Während des Versuches waren eingesetzt: 1 Offizier des FWK, 1 Artillerieoffizier (Miliz), 36 Angehörige des FWK und 2 Geschützmechaniker (Miliz). Dazu kamen noch Mitarbeiter im Bereich Support (W+F, GRD, BAGF und KMV / AMAT).
Der eigentliche Versuch bestand aus dem Schiessen von mehreren Normfeuer während eines halben Tages (12 Stunden). Damit unter realistischen Bedingungen gearbeitet werden konnte, wurde die Munition im Kriegsmunitionsmagazin des Bunkers deponiert. Da nicht genügend Platz zur Verfügung stand, musste eine Munitionsequipe eingesetzt werden, die während grösseren Feuerpausen das Munitionsmagazin wieder auffüllte.
Damit mit verschiedenen Azimuten, Elevationen und Ladungen geschossen werden konnte, standen zwei Zielräume zur Verfügung. Einer dieser Zielräume wurde freundlicherweise von der Korporation Urseren zur Verfügung gestellt.
Während des Schiessens interessiert unter anderem auch die erreichte Schusskadenz über längere Zeit (mehrere Feuer hintereinander). Der technische Teil der Waffe wurde von der W+F unter die Lupe genommen. Die CO-Konzentration der Luft wurde durch das AC-Labor Spiez an mehreren Stellen der Anlage laufend gemessen.
Der Versuch dauerte zwei Wochen. Die erste Woche wurde hauptsächlich der Ausbildung der Geschützmannschaft, so wie der Vorbereitung der Feuerleitstelle gewidmet. Bereits in dieser Phase konnte das Munitionshandling überprüft und verbessert werden. Es galt herauszufinden, wie mit der vorhandenen Infrastruktur genügend laborierte Munition an das Geschütz transportiert werden kann, damit die geforderte Schusskadenz erreicht wird. Das Schiessen fand in der zweiten Woche am Dienstag, 25. Oktober, statt. Insgesamt werden dabei 869 Schuss verschossen.
Der Versuch hat aufgezeigt, dass das 12 cm Fest Mw-System die geforderten Leistungen im Bereich Technik erfüllt. Während dem Schiessen traten keinen nennenswerten Störungen auf. Das Notbetriebssystem (Schiessen mit Druckflaschenbatterie) funktioniert einwandfrei. Die CO-Ausblasevorrichtung arbeitete so gut, dass selbst beim Ausschalten der Ventilation keine messbaren CO-Konzentrationen festgestellt werden konnten.
Will man jedoch eine hohe Schusskadenz über längere Zeit (mehrere Feuer hintereinander) aufrechterhalten, müssen einige Änderungen in der Geschützbedienung vorgenommen werden. Im Wesentlichen muss ein «Bereitschaftsmunitions-System» eingeführt werden. Sobald die zu verschiessende Ladung bekannt ist, müssen die Granaten fertig laboriert werden.
Die verschiedene Änderungen werden im Verlaufe des Jahres 1995 bei der Truppe und den Schulen eingeführt.
Text von Oblt Urs Mock und Lt Rolf Wüthrich