Spannendes aus dem Jahr 1950
Einen interessanten Einblick in die Entwicklung von Bauten in der und für die Schweizer Armee ergeben sich beim Durchblättern der Baubotschaften und Rüstungsprogramme. Als Beispiel hier das Jahr 1950, als man zwar noch kriegsmüde war, aber dennoch den sich abzeichnenden Ost-West-Konflikt erkannte und entsprechend Investitionen in die Landesverteidigung beantragte. Hier einige Auszüge im Original-Wortlaut.
Rubrik Genie und Festung
Die neue Dienstabteilung muss sich auf dem Gebiet des Bauwesens mit den Minenobjekten und den Festungswerken, einschliesslich der Munitionsmagazine, befassen. Diese Werke bedürfen alle ständiger und regelmässiger Verbesserungen, dafür haben wir 2 von insgesamt 8 Millionen Franken im jährlichen Budget vorgesehen. Neben diesen laufenden Aufgaben muss unser Zerstörungsnetz an einigen Stellen ergänzt werden, und unsere wichtigsten Festungsbauten sollten der normalen Entwicklung der Bewaffnung und dem technischen Fortschritt angepasst werden.
Es ist unerlässlich, die Panzerabwehr gewisser Werke zu verstärken und einige grosse Werke neuzeitlich auszurüsten. Ist jedoch einmal das laufende Bauprogramm für St. Maurice vollendet, wofür die notwendige Summe von 24 Millionen Franken in den «Verpflichtungen» aufgeführt ist, glauben wir, dass nicht gleichzeitig grosse Anstrengungen für die Feldarmee, für Festungswerke und für das Zerstörungswesen gemacht werden können. Wir geben der Feldarmee ohne Vorbehalt den Vorrang und führen im Programm für Neubauten nur 6,5 Millionen Franken auf. Die Hälfte davon ist für Sicherheitsvorkehrungen in Munitionsmagazinen der Festungen vorgesehen.
Rubrik Brennstoffdepots
Die Entwicklung der Motorisierung hat natürlich einen erhöhten Bedarf an Brennstoffen zur Folge. Das Problem der Reserven und Lager berührt nicht nur die militärische, sondern auch die wirtschaftliche Landesverteidigung. Von beiden Seiten hat man sich zusammengeschlossen, um gemeinsam ein grosses Programm für den Bau unterirdischer Lager aufzustellen. Der Anteil an der 1. Tranche dieses Programms beläuft sich für die Armee auf 22 Millionen Franken ; davon sind 3 Millionen schon ausgegeben, und 19 Millionen sind in den 20 Millionen Franken der «Verpflichtungen» enthalten.
Rubrik Munitionsmagazine
Da der ganze Kriegsbedarf an Munition schon im Frieden angelegt werden muss, brauchen wir notgedrungen zahlreiche Depots. Die Waffenentwicklung läuft in der Richtung einer Vergrösserung der Kaliber und Vermehrung der Rohre; daraus entstehen neue Anforderungen für Munitionsart und -zahl und damit auch für die Magazine. Nach den Katastrophen von Dailly und Blausee-Mitholz müssen die Sicherheitsmassnahmen verstärkt werden. Dies verlangt zahlreiche neue Depots, um zu verhindern, dass die Sprengstoffmenge in jedem einzelnen von ihnen das Mass überschreite, das von der nach den Katastrophen eingesetzten Expertenkommission als «zulässig» bezeichnet wurde. Alte Magazine müssen umgebaut und neue in einer viel kostspieligeren Bauweise als bisher erstellt werden.
Seit 1947 wurden die dringlichsten Massnahmen getroffen; aber manchmal waren diese nur vorübergehender Art und müssen jetzt durch dauerhafte Einrichtungen ersetzt werden. Wenn wir auch auf diesem Gebiet die vernünftigste und zugleich preiswerteste Lösung suchen, so ist eine übertriebene Beschränkung nicht zu verantworten, denn unsere Soldaten wären wehrlos, wenn ihnen die Munition für ihre Waffen fehlen sollte, weil die Depots durch Bomben und Sabotagehandlungen zerstört wurden.
Seit Ende des Aktivdienstes wurden Magazine sozusagen ohne Unterbruch, aber in verhältnismässig langsamer Folge, erstellt. Die Arbeiten müssen nun beschleunigt werden. Durch bereits begonnene Bauten bestehen 45 Millionen Franken an «Verpflichtungen»; ihnen müssen 52,5 Millionen Franken hinzugefügt werden, von denen ungefähr die Hälfte durch Verstärkung der Sicherheitsmassnahmen bedingt ist. Die Gesamtsumme von 100 Millionen Franken ist zweifellos sehr beträchtlich, dabei ist dies jedoch nur ein Annäherungswert, denn einmal ist es schwierig, den Raum für die Munition noch nicht bestehender Waffen zu bestimmen und zweitens können die geologischen Verhältnisse, die beim Bau unterirdischer Depots auftreten werden, den Baupreis wesentlich beeinflussen.