Erinnerungen des Kalten Kriegers Adj Benz – Teil 1

Lange habe ich mir überlegt, welchen Titel ich wählen soll. Zuerst dachte ich an die Version «Erinnerungen aus dem kalten Krieg». Blödsinn. Wir waren nie auch nur annähernd in einem Krieg. Hingegen gefällt mir das Bild des «kalten Kriegers». Nie an einem Krieg beteiligt, aber dennoch ein Krieger zu sein, scheint mir kein Widerspruch zu sein. Schliesslich wurde unsere Generation der militärischen Berufsleute zu potentiellen Kriegern ausgebildet, so professionell wie das in der beschaulichen und auf möglichst tiefe Kosten ausgerichteten Schweiz möglich war. Also bin ich ein «kalter Krieger», ausgekühlt von der mit flammenden Befehlen eingetrichterten Geheimniskultur und ernüchtert von der heutigen Bedeutungslosigkeit unserer damaligen Aufgabe.

Mein Name ist Benz. Adj Benz. Wobei Adj nicht etwa für Adrian steht, sondern für meinen Grad. Meine wahre Identität tut nichts zur Sache. Ich will kein «Gschtürm» mit Medien oder Bundesstellen. Zu meiner Person nur so viel: Ich war fast mein ganzes Berufsleben lang Bundesbeamter, Berufsmilitär, vornehmlich im administrativen Bereich. Also dort, wo alle Informationen zusammenkommen. In Stäben, Schulbüros und Verwaltungseinheiten, wo alles über «Mann und Maus» über unsere Tische lief, wo man alles mitbekommt und vernimmt. Tätig war ich vor allem in der Innerschweiz, wo ich heute noch ein kleines Hüttli habe und an heissen Sommer- und goldigen Herbsttagen frühere Kameraden empfange und meine Pension geniesse.

Prägend waren für mich vor allem die 1970er und 80er Jahre. Wo wir es einerseits mit Truppen- und Materialkontingenten von heute kaum mehr vorstellbaren Dimensionen zu tun hatten, andererseits mit einer strikten Gehorsams- und Geheimhaltungskultur – vor allem bezüglich der klassifizierten Infrastruktur. Eine Infrastruktur, die heute dank der Digitalisierung und der Verfügbarkeit in verschiedenen Archiven (sogar beim Bund!) öffentlich zugänglich und verfügbar ist.

Zum Beispiel Dokumente (Sitzungsprotokolle)

Und die entsprechenden Ausführungspläne in einer geheimen Anlage

Oder Fotos von eigenartigen Löchern im Fels (© flickr/kecko)

Und die entsprechenden Baupläne zu den künstlichen Höhlen

 

Man muss sich das mal vorstellen: Was damals im aktiven Berufsleben als «top secret» galt und bei Verstössen schlimmste Konsequenzen nach sich gezogen hätte, ist heute problemlos zugänglich. Fachinteressierte, sogenannte «Bunkerjäger» oder Historiker gelangen im Handumdrehen an Informationen, die uns damals als «grösste Geheimnisse des Landes» vorgehalten wurden, und für deren Funktionieren unter Geheimhaltung unser Leben, unsere Berufung stand.

Entweder hadert man als «kalter Krieger» mit der heutigen Realität und verbleibt frustriert in dieser anscheinenden Bedeutungslosigkeit, oder man nimmt aktiv daran teil. Ich für mich habe entschieden, die eine Anekdote oder den anderen Gedanke aus dieser Zeit aufzuschreiben und dem (News)Blog von www.festung-oberland.ch zur Verfügung zu stellen – in Form der «Erinnerungen von Adj Benz».

Fortsetzung folgt…


Erinnerungen des Kalten Kriegers Adj Benz – Teil 2
Erinnerungen des Kalten Kriegers Adj Benz – Teil 3

Mein Name ist Benz. Adj Benz. Wobei Adj nicht etwa für Adrian steht, sondern für meinen Grad. Meine wahre Identität tut nichts zur Sache. Ich will kein «Gschtürm» mit Medien oder Bundesstellen. Zu meiner Person nur so viel: Ich war fast mein ganzes Berufsleben lang Bundesbeamter, Berufsmilitär, vornehmlich im administrativen Bereich.