Projekt Pfeil und Bogen
Die Eigenentwicklungen im Bereich Festungswaffen wurden quasi mit dem Festungsminenwerfer und der 15 cm Panzerturmkanone Mitte der 1950-er Jahre beendet. Erst zwanzig Jahre später beschäftigte man sich mit einer allfälligen Erneuerung der Festungsbewaffnungen. Unter der Bezeichnung Pfeil respektive Bogen ging man hinter die Planung. Pfeil bedeutete dabei die Panzerabwehr, Bogen umfasste das Projekt Artillerie. In Studien wurden geeignete Lafettierungs- und Einbaukonzepte für die neue 120 mm-Panzerkanone (als Panzerabwehr-Bunkerbewaffnung) sowie des Kalibers 15,5 als Artilleriewaffe angeschaut. Während die Panzerabwehr zurückgestellt und mit verbesserter Munition gelöst wurde, nahm Boben langsam konkret Formen an.
Ein erstes provisorische Anforderungsprofil an das Bogen-Projekt bestand 1982 aus folgenden Angaben:
- Reichweite mindestens 30 km mit Ausbaufähigkeit auf 40 km
- Verwendbarkeit der 15,5 cm Munition der mobilen Geschütze
- bei mindestens gleicher Federkraft wie ein entsprechender mobiler Verband auch etwa gleicher Investitionsumfang
- Kasematt-Bauweise
- Schartenbereich wesentlich besser geschützt als bei den bisherigen 10,5 cm. und 15 cm-Geschützen
Neben der K+W Thun bewarben sich auch Firmen wie Intertechnik und Bofors als Generalunternehmern für dieses Projekt, wie Walter Lanz (ehemaliger K+W-Konstruktionschef), im Erinnerungsbuch der Gotthardbrigade ausführte. Die ballistischen und technischen Fragen gipfelten in drei Versuchsträgern:
- Eine M109-Panzerhaubitze mit einem von L39 auf L47 verlängertem Rohr sowie einer neuen Weitschuss-Ladung
- Ein L47-Versuchsrohr der 15 cm-Bunkerkanone 42/46 wurde auf 15,5 cm aufgebohrt. Dieses diente den Streuungsversuchen auf der ursprünglichen Lafette.
- Eine M109-Haubitze mit spezieller Wiege und verstärktem Elevationszylinder wurde mit einem L52-Rohr und massiv vergrössertem Laderaum ausgerüstet.
Die Versuche mit dem letzten Rohr ergaben sehr hohe Mündungsgeschwindigkeiten und eine grosse Rohrerosion. Mit Zusätzen im Ladungspulver und Hartverchromung des Rohres wurde dies künftig verhindert. Parallel dazu wurden Konzepte für die Kadenzsteigerung und den Munitionsfluss erarbeitet. Ebenfalls kam die elekro-hydraulische Steuerung in die konkrete Planungsphase. An einem 1:5-Modell konnten schliesslich alle Funktionen durchexerziert werden.
1986 wurde aus diesen ganzen Abklärungen und Tests das konkrete Projekt der 15,5 cm Festungskanone 93 Bison, dessen erstes Geschütz am 3. Dezember 1987 seine Feuertaufe bestand.
Mangels detaillierter Unterlagen sind die technischen Daten nicht vorhanden.