A1858/K4N und K4S Rugen
General Guisan brachte mit dem Umzug seines persönlichen Stabes 1940 auch einen Teil des Armeehauptquartiers nach Interlaken. Ab 1941 wurden deshalb mehrere Kavernen erstellt und ausgebaut. Eigentlich waren diese vor allem als Schutzbauten und Fernemeldezentralen vorgesehen, sie entwickelten sich aber im Laufe der Zeit zu richtigen unterirdischen Führungsanlagen.
Parallel wurden der Goldey-Stollen (A1865 KP Goldey) und der K4 Kleiner Rugen erbaut. Letzterer ist unterteilt in den K4S(üd) und K4N(ord), verbunden durch einen langen Stollen. Während die nördliche Anlage lange Zeit für die damalige Armeeführung genutzt wurde, war im südlichen Teil der Anlage ursprünglich ein Materiallager der Luftwaffe untergebracht.
Geschichte der Anlage K4 Nord
Im Kleinen Rugen wurde ab Februar 1941 eine einfache Kaverne ausgebrochen, ein Notausgang wurde gleichzeitig als Ventilationsschacht ausgebrochen. Die Bauleitung hatte der Interlakner Architekt Alois von Moos. Der Bezug der Anlage war ab August desselben Jahres möglich, wobei noch verfügt wurde, dass ein 450 m langer Verbindungsstollen zwischen dem «Rugen-Stollen» im Norden und der im Bau befindlichen Lagerkaverne der Luftwaffe im Südteil des Rugens erstellt werden soll. Die Büro-Baracken konnten deshalb erst ab Dezember 1941 in der Kaverne aufgebaut werden.
Da keine technische Ventilation eingebaut wurde, waren jedoch die technischen Anlagen (Uebermittlung) und die Holzbaracken bald feucht. Elektrische Heizungen verhinderten das Schlimmste, ein wasserdichter Verputz sollte Abhilfe schaffen.
Im Rugen waren 1943 folgende Abteilungen/Kommandos des Armeehauptquartiers untergebracht:
- Unterstabschef Ia
- Unterstabschef Ib
- Unterstabschef Ic
- Unterstabschef Id
- Generalstabschef
- Operationssektion
- Genie-Chef
- Telegrafen-Chef
- Kommandant Detachement AHQ
- Kommandant Abschnitt Rugen
Eine Funkerabteilung, die im Februar 1944 den Stollen als KP nutzte, beschrieb diesen auch aufgrund der sanitären Verhältnisse für einen Dauerbezug als völlig ungenügend. Zudem war kein Notstromaggregat vorhanden, von Gasschutz ganz zu schweigen. Erst Ende 1944 wurde eine eigene Stromversorgung installiert.
Luftwaffenteil: Auf der Südseite des Kleinen Rugen wurden für die Luftwaffe gleichzeitig zwei Stollen in den Fels getrieben. Einerseits der erwähnte 100 m lange Lagerstollen, der durch einen Verbindungsstollen als Fluchtweg aus dem AHQ diente, daneben der kleinere Flieger- und Flab-KP-Stollen. Letzterer beinhaltete eine Auswertezentrale, in den 1950-er Jahren die Luftlagezentrale. Auch eine Florida-Zentrale (Luftraumüberwachungssystem) wurde im Kleinen Rugen «versteckt», diente aber vor allem als Ausbildungsanlage, da bereits anfangs der 1960-er Jahre die Flieger- und Flabtruppen ihren neuen KP auf dem Brünig/Tschorren (Tarnname «OB») bezogen.
Die Anlage K4 wurde im Kalten Krieg richtig aktiv. Das Armeekommando verlangte für den Ernstfall zeitgemässe geschützte Arbeitsplätze. Der Lagerstollen der Luftwaffe sowie der bisherige Rugenstollen wurden 1951 als K4/1858 zusammengelegt. Damit begann eine intensive Ausbauphase – neue Eingänge, Kavernen (teils dreistöckig) und Stollen sowie Richtstrahlanlagen wurden in den Hügel gebaut. Für die interne Kommunikation des Armeestabes wurde sogar eine Rohrpostanlage installiert.
Die Anlage K4 inkl. der Uebermittlungsanlagen wurden laufend modernisiert und im Dauerbetrieb aktiv gehalten, bis ab ca. 1980 neuere Führungsanlagen im zentralen Alpenraum übernommen wurden. Die Anlage K4 war als Armeehauptquartier naturgemäss unter sehr strenger Geheimhaltung und trotz der jahrzehntelangen Bau- und Umbauarbeiten sowie Dauerbetrieb wurde kaum etwas aus der riesigen Bunkeranlage nach aussen getragen. Seit 2007 ist die Anlage K4N/S entklassifiziert.
Weitere Informationen über die Bau- und Einsatzgeschichte der Artilleriewerk rund um Interlaken sowie die grossen Kommandoposten im Harder und dem Kleinen Rugen sind in einer kompakten Broschüre sowie einem detaillierten Buch im Verlag HS-Publikationen nachzulesen.