Betriebsstofflager

Tanklager sind vor allem von den Reduit-Flugplätzen bekannt. Es gab resp. gibt aber auch etliche Tank- und Betriebsstofflager für das Heer. Zur entsprechenden Infrastruktur gehören auch Pipelines, Tankstellen und Kanister-Abfüllanlagen. Diese Anlagen hatten meist in der Nähe einen Bahnanschluss.

Bekannte Objekte


Made by Tschanz 2021: Ein Bunker für Treibstoff

Während des Zweiten Weltkriegs zwang der Mangel an Treibstoff die Eidgenossen zu interessanten Innovationen. Das Verfahren der so genannten Holzverzuckerung zur Gewinnung von Benzin-Ersatz (Holzvergaser-Lastwagen) war eine davon. Während die deutschen Nazis ihre U-Verlagerungen bauten, um ihre Industrie und deren Güter unter Tage vor den alliierten Bomben zu schützen, dachten die Schweizer über eigene geschützte Versorgungsanlagen nach. Vor allem nach dem Aktivdienst wurden mit der zunehmenden Motorisierung mehrere Tankbauprogramme aufgelegt, für das Heer und die Luftwaffe. Zum ersten Mal erhalten wir Zutritt zu einer Anlage aus dem Kalten Krieg, deren Geheimhaltung noch nicht vollständig aufgehoben ist. Deshalb dürfen wir weder den Standort erwähnen noch alle Installationen der gewaltigen Unterfels-Tankanlage (UTA) zeigen. Text: Made by Tschanz

Film (Youtube)


Geschichte der Tankanlagen

Ohne Treib- und Schmierstoff funktioniert auch die beste Armee der Welt nicht. Die Anfänge der Betriebsstofflagerung basiert auf einem Bundesratsbeschluss vom 29. Dezember 1921. Damals wurde die Schaffung einer Landesreserve beschlossen. Verantwortlich wurde das Oberkriegskommissariat (OKK). 1922 wurden aus Notstandskrediten in Brig, Göschenen und Walenstadt je eine Tankstelle gebaut. Weitere Lager wurden angemietet, was eine Reserve von rund 700 Tonnen Mittelschwerbenzin ermöglichte. Dieses wurde über die Militärschulen und -kurse umgesetzt. Zudem wurde ein Spezialfonds Benzin gebildet, da weitere Anlagen gebaut und grössere Reserven durch die zunehmende Motorisierung benötigt wurden.

Geplant wurden zwei Felsentankanlagen in Urmiberg/Rigi und beim Château in Vaulruz. Geologische Probleme verhinderten die Realisierung wie Ernst Frei, Chef Sektion Tankanlagen im Oberkriegskommissariat in einer Schrift 1982 festhielt. Daraus stammen auch die weiteren Infos hier. Sie geben den Wissensstand 1982 nach damaliger Klassifizierung wieder. Fehlende Lagerkapazitäten beschäftigten die Beamten dauernd. 1939 wurde die Tankanlage Kehrsatz dem OKK übergeben und bis 1982 als wichtige Nachschubanlage sowie Fabrikationsbetrieb für Schmier- und Betriebsmittel betrieben.

1938 wurden Tankstellen auf den Waffenplätzen Kloten, Bülach, Brugg und Bière erneut, auch die Fliegertruppen bauten Anlagen. Bewilligt wurden vom Bundesrat auch Kredite aus dem Speizialfonds für Tarnungsbauten von Tankanlagen. Frei: «Während leistungsfähige und dementsprechend viel Treibstoff verbrauchende Fahr- und Flugzeuge beschafft wurden, unterliess man es bei der Erstellung von Einstellhallen die notwendigen Tankanlagen zu Lasten der Baukredite einzuplanen.»

Die Entwicklung in der Technik (geschweisste statt genietete Tanks resp. geschweisste statt geschraubte Rohrleitungen) ermöglichten, dass dünnwandigeres Material benutzt wurde und die sich die Fertigungszeit verringerte. Über die drohende Korrosion war noch wenig bekannt, so mussten später alle vor 1939 erstellten Anlagen ersetzt oder stillgelegt werden.

Kurz vor Ausbruch des Weltkrieges wurden 1939 Kredite zur Landesverteidigung von 327,7 Millionen Franken) bewilligt, davon 8 Millionen für den militärischen Tankanlagenbau. Durch diese späte Erkenntnis, dass Treibstoff ein zentraler Punkt der Landesversorgung war, schwanden die Reserven rasch. Rasch wurden 54 liegende zylindrische Tanks von je 150 Kubikmeter Volumen bestellt, zudem der Bau von drei neuen Tankanlagen begonnen. Kurz darauf wurden nochmals 122 Tanks bestellt. Nicht nur Benzin, auch Bleche für die Tanks wurden zur Mangelware.

Im August 1939 wurden zwei weitere Anlagen in Auftrag gegeben, die Arbeiten an derjenigen in Huttwil wurden wegen des Rückzugs der Armee ins Reduit jedoch wieder abgebrochen. Neue Anlagen mussten im Reduit erstellt werden: Provisorische Freilager wurden in Boltigen, Interlaken Ost, Meiringen, Sachsen Flügeln und Dallenwil erstellt. Permanente Freilager in Selgis, Dörfli, Seewen-Schwyz und Sembrancher. Diese Behelfslager wurden nach dem Bau von neun fixen Anlagen in den Jahren 1940-43 wieder aufgehoben. Das OKK erstellte gleichzeitig noch fünf feste Anlagen in den Kantonen Graubünden und Tessin sowie in der Westschweiz.

Bleche für 233 Tonnen wurden mit diplomatischer Hilfe aus dem Dritten Reich beschafft, die letzte Grosstankanlage wurde 1943 fertig gestellt. Mit Bitumen und Jute wurden die Tanks isoliert, rund 64 km Rohre mussten zudem beschafft werden. Schliesslich wurde der in der Wehrvorlage vorgesehene Tankraum von 28’000 Tonnen um 890 Tonnen überschritten. Alle versenkten Tanks wurden jeweils sofort über provisorische Leitungen gefüllt. 1944 liess die Petrola (Vereinigung für die Einfuhr flüssiger Treibstoffe) fünf gemietete Überflurtanks ausstellen (Silenen, Gündlischwand, Kandersteg, Matten/Simmental und St. Leonard). Sie überliess diese für Diesel dem OKK.

Frei erwähnt in seinem Buch immer wieder die Beschaffungsprobleme in den Kriegszeiten, die die spätere Bevorratung zweifellos beeinflusst haben. Dazu kam, dass die Flugzeuge speziellen Treibstoff benötigten. Dazu wurden Versuche mit Ersatztreibstoffen mit unterschiedlichem Erfolg gemacht. Während im Krieg meist an den bestehenden zivilen Tankstellen aufgefüllt wurde, wurde in den Wintermanövern 1943/44 der kriegsmässige Anschub getestet. Fazit: Es fehlte an allem, vor allem an Pumpen und Abfüllvorrichtungen. Auch wuchs die Erkenntnis, dass bei einer zu erwartenden feindlichen Luftüberlegenheit das Nachschubsystem mit Lastwagen kaum mehr funktionieren würde. Ein Umstellen auf Bidons wäre zeitgemäss…

Im Aktivdienst wurden auch acht unterirdische Flammöltankanlagen und drei passende Fasslager erstellt.
Ab 1946 wurde das Tankbauprogramm I geplant. In den Räumen Brienzersee, Obwalden und Uri sollten in erster Priorität, im Simmental, Kandertal, Lütschinental und Raum Linth mit zweiter Dringlichkeit sowie im Rhonetal und Tessin in dritter Priorität Anlagen von mehreren tausend Tonnen Fassungsvermögen erstellt werden. Zudem mussten mit der Beschaffung von Vampire-Jets auch Lager für Düsentreibstoff geschaffen werden. 1949 wurden schliesslich vom Bundesrat sechs Felsentankanlagen bewilligt, die Kosten wurden je hälftig von Bund und Wirtschaft getragen. Inbegriffen waren im Programm auch drei ausschliesslich der Wirtschaft dienende Überflurtankanlagen sowie der Ausbau der Tankanlage Stockeren. Realisiert wurden am Schluss nur fünf Felsenanlagen – wegen Kostenüberschreitungen und Problemen in Reiden.

Ältere Nachschubanlagen wurden modernisiert und den aktuellen technischen Bedürfnissen angepasst. Drei Anlagen des Programms I erhielten erstmals auch fixe Mischanlagen, um z.B. Blei beizumischen. Aktuell wurden zudem die Arbeitsbedingungen für das Personal in den Untertaganlagen, auch die Sicherheitsmassnahmen wurden laufend angepasst. Mit Ausnahme eines einzigen langen Verbindungs- und Leitungsstollens waren 1954 alle Anlagen des Bauprogramms I voll in Betrieb.

Parallel dazu wurden 5,8 Millionen Franken für ein Armeetankbauprogramm 1950/51 bewilligt. Geplant wurde Unterflurtankraum für 12’000 Tonnen Treibstoffe. Neun Anlagen waren für die Militärflugplätze (vorwiegend Gebirgsflugplätze) und vier für das OKK vorgesehen. 1952 waren die Anlagen gefüllt.

Weitere Bundesratsbeschlüsse erlaubten den Umbau der Anlage Kehrsatz, die Erstellung eines Motorenöl- Umschlagplatzes in Seewen-Schwyz und die Modernisierung zweier Tankanlagen im Bündnerland. Schliesslich konnten noch je eine Betriebstankanlage in Aarau und Colombier gebaut werden. Auch der Verband Schweizerischer Schmierölimporteure stellte Geld bereit: Für je eine Schmieröltankanlage in Bönigen und Göschen.

Neben dem OKK waren vor Ort die Betriebsstoffkompanien für den Ernstfall – die Unbrauchbar-machung der Anlagen – zuständig. Diese wurden auch in Bezug auf Brandschutz, Ölwehr und Umweltschutz ausgebildet. 1954 wurden vom Bundesrat knapp 20 Millionen Franken für eine erste Reihe von Felsentankanlagen des Tankbauprogramms III bewilligt. Vorgesehen waren diese in der Nähe der Kriegsflugplätzen. Für eine zweite Serie wurden 1955 34,5 Millionen Franken beantragt. Gemäss Frei waren Ende 157 fünf der Anlagen aus dem Programm III/1. Serie gefüllt und die Arbeiten für die Erweiterung dieser Serie auf das doppelte Fassungsvermögen weit fortgeschritten. 1960 wurden weitere Anlagen in Betrieb genommen. Überdacht wurden ich die teilweise langen Zuleitungen. 1960 wurde erstmals eine Felsentankanlage durch die Spezialisten eines Flugplatzregimentes im WK betrieben.

1957 wurde in einem Bericht verlangt, dass jeweils bei Beschaffungen von Flugzeugen, Fahrzeugen und Panzern auch die logistischen Infrastrukturen für die Versorgung zu bewilligen. Interessant: Während der Suezkrise 1956/57 wurden alle Armeekanister gefüllt! Diese hunderttausende Kanister umfassende Aktion war Ende 1957 abgeschlossen.

Mit dem Tankbauprogramm IV wurde eine Grosstankanlage zugunsten Armee und PTT geplant. Zudem wurden mit dem Tankbauprogramm V 1.Teil mehrere Unterflurtankanlagen (in Einheiten von 150, 500 und 600 Kubikmeter Fassungsvermögen) erstellt, zusammen mit dem Tankbauprogramm KMV rund 40 Betriebstankanlagen zur Sicherstellung des Bedarfs bei einer Kriegsmobilmachung. Totale Kosten: 64,4 Millionen Franken. Die Anlage des Programm IV ist seit 1965 in Betrieb und umfasst zusätzlich einen Fabrikationsbetrieb für Schmiermittel und eine Aufbereitungsanlage für gebrauchte Gebinde (Stand 1982).

Die Anlagen des Programms V waren sogenannte Stillhalteanlagen und vollständig für militärische Bedürfnisse ausgelegt: Einfach, robust, unauffällig und unabhängig von Fremdenergie. Zum Einsatz kamen mit Blech ausgekleidete zylindrische vertikale Tanks aus Beton von 600 Kubikmeter Fassungsvermögen. Der Umschlag erfolgte über mobile Pumpenaggregate. 1968 ging die letzte davon in Betrieb.

Das Tankbauprogramm V 2. Teil wurde 1959 geplant. Der Bund kaufte Gelände und Tanks der in Liquidation befindlichen Raffinerie Ipsa (Rotkreuz, ZG ?) und baute diese entsprechend um. Massgeblich wirkten neue strengere Vorschriften bei Umwelt- und Wasserschutz bei der Konstruktion mit.

Mit dem Versorgungskonzept 75 erfolgte eine weitere Dezentralisierung der Tanklager ausserhalb des Reduitraumes. Es handelte sich dabei um einfache Unterfluranlagen ohne aufwändige Installationen und Infrastruktureinrichtungen. Auch der vermehrte Verbrauch von Super-Benzin führte zu aufwändigen Umbauten. Auch heute noch betreibt die Armee eigene Lager für Treibstoffe für Fahr- und Flugzeuge.

Informationen, wo diese sich befinden, welche aktiv sind und welche Mengen an Produkten gelagert werden, sind klassifiziert. In den letzten Jahren wurden jedoch bereits mehrfach von der armasuisse ausgemusterte Unterflurtankanlagen zum Kauf angeboten.