Als K+W-Monteur unterwegs

In der Festungsregion Sargans waren in Kriegszeiten fast dauernd irgendwo K+W-Monteure tätig, ab 1939 bis Ende der vierziger Jahre für Neumontagen und später für Modifikationsarbeiten. Einer der Schwerpunkte befand sich auf dem St. Margrethenberg oberhalb von Pfäfers. Die Schwertransporte der Geschützbestandteile von Ragaz (500 m) auf eine Höhe von 1200 m mit Tiefbettanhänger durch Welti-Furrer (Zürich) erforderten einiges an Können dieser Transportspezialisten. Besonders die Spitzkehre bereitete grosse Mühe. Aber auch die K+W-Chauffeure Burri, Glanzmann, Leutwiler, Krenger usw. wurden bei diesen Transporten hart gefordert.

War endlich alles Material auf dem Berg, kam der K+W-Monteur in Aktion. Um zum höchstgelegenen Geschütz zu gelangen, mussten im Stollen immer 231 Treppenstufen bewältigt werden – mit Kleinteilen, Kleinmaschinen und Werkzeugen im Rucksack. War dann wieder ein Geschütz schussbereit, erfolgte das Anschiessen. Da gab es auf dem St. Margrethenberg einige Überraschungen. Beim ersten Schuss wankte die in der Nähe stehende Baubaracke ganz gehörig und nach weiteren Schüssen legte sie sich vollends nieder. Im «Tristeli»,dem Beizli nebenan, flogen die Gläser reihenweise von den Regalen und auch Liqueurflaschen machten sich selbständig nach unten. Händeringend kam die Wirtin dahergelaufen und forderte sofortigen Abbruch des Schiessen.

Im Adler in Pfäfers waren wir K+W-Monteure immer gut aufgehoben. Trotz strenger Rationierung hatten wir immer ein rechtes Stück Fleisch im Teller. Ich empfand Pfäfers mit der Taminaschlucht als sehr interessantes Gebiet. Unweit des Dorfes taleinwärts gab es 2 Naturwunder, nämlich die «Zwölf-Apostel-Tanne» und in der Taminaschlucht die Naturbrücke. Bei der Tanne mit kurzem Hauptstamm und grossem Durchmesser wuchsen rings am Rand 12 Satellitentannen empor. Leider wurde dieses Kuriosum anfangs der 60er-Jahre durch einen Sturm zerschmettert. Vor dem Dorf gab es eine Plattform, den Aussichtspunkt «Tabor», mit optimaler Rundsicht aufs Sarganserland. Eben da trafen sich K+W-Monteure an lauen Sommerabenden mit Psychiatrie-Schwestern der Anstalt St. Pirminsberg. Da wurden lange, interessante und tiefschürfende Diskussionen geführt. Wir bekamen so Einsicht in den nicht leichten Alltag dieser uneigennützigen und dienstbaren Geister, denen wir die Leiden und Freuden eines K+W-Monteurs gegenüberstellten.

Auch im Raume Mels-Sargans-Trübbach gab es für uns umfangreiche Montagearbeiten. Unser Absteigequartier befand sich u.a. im «Hirschen» in Mels. Mutter Bernold hatte sich immer sehr um ihre Buben von Thun, wie sie so lieb sagte, gekümmert, und ihnen, wenn nötig, auch gehörig die Leviten gelesen. Die linden Samstage (das waren diejenigen, für die wir kein K+W-Retourbillet nach Thun erhielten) benützten wir oft für einen Abstecher per Militärvelo. Mein Kollege Ruesch Köbi machte spontan den Vorschlag zu seiner Freundin Heidi nach Filzbach/Kerenzerberg zu pedalen und dort die Schützenchilbi zu besuchen. Gesagt-getan! Die ca. 40 km wurden unter die Räder genommen. Der Tanzabend verlief vorerst ganz flott, doch zunehmend schien sich da etwas Ungutes anzubahnen. Offenbar konnten sich die Filzbacher Alpensöhne nicht damit abfinden, dass da «frömde Fötzel» mit den Filzbacher-Schönen tanzten. Aus einer kleinen Zusammenrottung hörten wir nichts Schmeichelhaftes sondern «Schwy-Choge-Chaibe»,«Ungeziefer-Chaibe» usw.

In Anbetracht der respekt erheischenden Oberarme der Älpler, handelten wir, sicher richtig, mit einem «französischen Abgang» Richtung Heidis Penaten, wo wir uns am gut gedeckten Tisch zur Rückfahrt via Obstalden-Murg-Walenstadt-Flums-Mels stärkten. Am Sonntag trafen wir beim Morgengrauen wieder im Hirschen Mels ein. Allen K+W-Monteuren war das Restaurant «Sunnahof» in Oberschan ein Begriff, da es hier immer familiär zu und her ging. Der Wirt war für uns der Vetter Ueli, die Wirtin die Gotte und das Servier-Mamsell war einfach die Leni. Da waren wir wirklich wie Zuhause und alle Monteure haben die fröhlichen Abende in guter Erinnerung. Da der Gotte, die immer flott für uns sorgte, just ein gerader Geburtstag bevorstand, war mein Kollege Ernst Feuz mit mir einig: ein Geschenk ist fällig – sags mit Blumen! Also Samstagnachmittag ab nach Sargans, um etwas wie Blumen zu posten. Der Rückweg führte uns mit hohlem Kreuz, mit dem besten Stück aus dem Blumenladen – einer Prachtshortensie im Topf – via Weite-Fontnas-Gretschins zurück nach Oberschan.

Bis zum Geburtstagsfest am späten Abend musste die Hortensie in ein Versteck. Das grosse Kamin im Estrich schien uns hierfür geeignet. Seine weite Russtüre öffnete auf einen Metallrost, auf den wir unseren Blumenstock abstellten. Kaum hatten wir die Russtüre voll Zuversicht geschlossen, hörten wir ein unheilvolles Geräusch: re-te-te-te-te-te-tack. Die Hortensie landete im Kaminfuss im Keller, der Topf war in Scherben. Es stellte sich heraus, dass der Rost einseitig gebrochen und abgekippt war. Nun gabs eine Krisensitzung mit Kollege Ernst. Ein guter K+W-Monteur muss sich immerzu helfen wissen.

Zwei Häuser weiter gabs die flotte Babett Eggenberger, die mir mit einem passenden Ersatztopf dienen konnte. Ernst stand Wache, derweil ich die Hortensie fachmännisch wieder eintopfte. In fröhlicher Runde konnten wir dann der Frau Wirtin das Geschenk mit Glückwünschen und entsprechendem Kommentar überreichen. Der Gag war vollkommen! Diese Reportage von Hans Käppeli in der Mitarbeiterzeitschrift der K+W von Anfang 1995 über den Einsatz im Sarganserland zeigt, dass die K+W-Monteure als Ausgleich für ihren harten, oft untertag ausgeübten Job, die Fröhlichkeit, den Humor und vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen, wo immer, ausgiebig gepflegt haben, und daher immer in gutem Ruf standen.

Quelle: K+W-Hauszeitschrift