Meine Zeit als Festungssoldat (1909 bis 1941)
Der Sohn des Verfassers (Jahrgang 1888) hat uns diese Erzählung zur Publikation überlassen. Merci!
In der Rekrutenaushebung 1907 bin ich der Infanterie zugeteilt worden und war leider mit dieser Zuteilung nicht zufrieden; ich glaubte bei Zuteilung zu einer Spezialtruppe den Militärdienst zufriedenstellender leisten zu können. Aus diesem Grunde stellte ich mein Gesuch um Versetzung zur Festungsartillerie, welches ohne weitere Schwierigkeiten Erfolg hatte.
Ich hätte im August 1908 in die Rekrutenschule nach Andermatt einrücken sollen, also dicht vor und während des Abschlusses der Oberen Realschule mit der Maturität; aus diesem Grunde musste um eine Dispensation von der Rekrutenschule und eine Verschiebung derselben auf 1909 nachgesucht werden. Schliesslich bin ich im August 1909 nach dem zweiten Semester des Polytechnikumstudiums zur Rekrutenschule eingerückt, nach erfolgter Einkleidung in Liestal. Wir waren dort bereits eine angenehm zusammenpassende Rekrutengruppe, die auch in der Folge in der Rekrutenschule beisammen bleiben konnte.
Ab in die RS nach Andermatt 1909
Ich war durch die auf 1909 erfolgte Verschiebung der älteste in der Gruppe und hatte das Detachement Baselland nach Andermatt zu bringen. Es waren bei mir Otto Gutzwiller (der Wagnerotti von Therwil), Zähner Walter (von Bottmingen, ein gewesener Bezirksschulkamerad), Müller Karl und Bianchi (beide von Binningen), Holinger (von Liestal) und Thommen (von Niederdorf).
Schon die Fahrt nach Göschenen und der Marsch durch die Schöllenenschlucht hoch nach Andermatt war für uns noch gebirgsunkundige junge Leute ein Erlebnis, das an dem prächtigen Sommertag bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Die tosende Reuss bei der Teufelsbrücke, die Schildwache jenseits der Reuss beim unteren Fort-Eingang und erst recht nach dem Durchschreiten des Urnerlochs unsere ernst aussehende granitene Bühl-Kaserne mit dem unerwartet ebenen Urserental mit Andermatt und Hospental.
Hier im Hof der Bühl-Kaserne wurden wir erwartet zur Bildung der Rekrutenkompagnie, zusammen mit den aus anderen Landesteilen eingerückten Dienstkameraden: zwei Züge Fussartillerie und zwei Züge Festungsartillerie, zusammen etwa 160 Rekruten. Schulkommandant war Major von Salis (der spätere Oberst von Salis), Kompagniekommandant Oberleutenant (nachher Hauptmann) Niedermann, Zugführer war Leutenant Rudolf Gmür, Gruppenführer Korporal Gygax von Bern (ist später in Bern Polizist geworden); die anderen Gruppenführer in unserem Zug waren Korp. Graf (ein Technikerstudent von Burgdorf), Korp. Nägeli und Korp. Brönnimann (ein Kaminfeger von Zürich). Zugführer des anderen Festungs-Artillerie-Rekrutenzuges war Leutenant Mundwiler von Basel (der spätere Oberst Mundwiler).
Unser Zugführer Gmür ist mir in guter Erinnerung geblieben. Er war streng und hat körperlich und dienstlich gute Leistung verlangt, aber eben, er ist immer selbst mitgegangen, wo und wann es war. Im Inneren Dienst waren wir eine gut zusammenpassende Gesellschaft von etwa zwanzig Rekruten im Zimmer 18 der Bühl-Kaserne; fröhlich und einander gut gesinnt. Ich hatte damals auch schon meine erste Geliebte, die Miggi (Marie) Schäfer von Seltisberg, selbständig postbesorgende Angestellte in Unterhallau (sie war im Sommer 1907 oder 1908 eine Weile bei uns in Therwil für die Bureaubesorgung). Miggi Schäfer hat mir in die Rekrutenschule jede Woche einen langen Brief geschrieben und denselben beigelegt zu einem reichhaltigen Paket. Während ich jeweils den Brief gelesen habe, haben die anderen im Zimmer das Zeug im Paket zusammengefressen; gewöhnlich habe ich auch noch ein wenig davon bekommen.
Jeden Abend mit wenig Ausnahmen bin ich nach Andermatt gegangen. Meist bin ich dort schon unten bei der Altkirch-Kaserne im kleinen Hotel «Suisse» hängen geblieben. Dort habe ich mit der Wirtstochter, der etwa 20-jährigen Ida Schibli, nach Herzenslust getanzt bis um 21.30 Uhr wieder eingerückt werden musste. Auch wenn ich ausnahmsweise einmal ins Dorf hinaufging. etwa in den «Löwen», in die «Krone», in den Alpen- oder den Skiklub, so musste ich es doch so einrichten, dass ich den Abend unten im «Suisse» mit einem Tanz abschliessen konnte. Vor 21.28 Uhr bin ich kaum je in unsere Kaserne zurückgekommen; und wenn ich zurückgekommen bin, so hat jeweils der Wachposten der Fort-Wache etwa gesagt: «So jetzt sind alle da; wir können die Kasernentüre schliessen.»
Der Dienst im Fort war immer sehr geordnet; man war gewissermassen zu Hause, was man sicherlich bei keiner anderen Truppe in dem Masse hätte sagen können. Die gut eingerichtete Küche und die Bäckerei sorgten für eine gute Verpflegung und die Unterkunft in den Zimmern war gesund, sauber, warm und geordnet. Soweit ich in den Festungswerken Dienst tat, habe ich diese gekannt wie meinen Hosensack, aber es geziemt sich nicht, hierüber etwas zu berichten. In der Rekrutenschule bin ich auch schon mit dem Schützenabzeichen beehrt worden; ich habe gerade das Schützenglück gehabt.
Etwa in der Mitte der Rekrutenschule ist eine Umfrage erfolgt für die Meldung zum Telephon- und Scheinwerferdienst – die Scheinwerferpioniere hat es damals noch nicht gegeben. Da mir natürlich die eintönige Geschützschule etwas lästig geworden war, habe ich mich für diesen Spezialdienst gemeldet. Für die Instruktion dazu ist von der Fort-Verwaltung als Spezialist Adjutant Berger (der kleine Berger; es hat auch einen grossen Adjutant Berger gegeben) und Korporal Oberer abkommandiert worden. Das war dann in der Folge ein wirklich interessanter und auch lehrreicher Dienst, der Telephondienst im Fort, das Auslegen von Telephonleitungen im Freien und der Scheinwerferdienst.
Aber wenn ich ab und zu an ein Emporkommen in militärischer Hinsicht dachte, so war dieser Spezialdienst eher hinderlich und als reiner Kanonier wäre ein Emporkommen leichter gewesen; dennoch war ich vorgesehen für die Unteroffiziersschule des Frühjahrs 1910. Diese habe ich nicht absolvieren können, da ich in Zürich in der ersten Hälfte der Vordiplomprüfung stand; ich musste durch Gesuch die Unteroffiziersschule auf Frühling 1911 verschieben und habe 1910 nur einen Wiederholungskurs im Fort Bühl unter Hauptmann Wyss gemacht.
1911: UOS als Festungskanonier
Die UOS im Frühjahr 1911 in Airolo war ein schöner Dienst und zwar wieder reiner Kanonierdienst. In der Kameradschaft habe ich mich weniger gut eingliedern können als in der Rekrutenschule 1909; dies jedenfalls, weil ich mich durch die Verschiebung von 1910 auf 1911 mit anderen Gesichtern habe zusammenfinden müssen, die aus der Rekrutenschule 1910 gestammt haben und zwar aus der ganzen Schweiz zusammengewürfelt. Schulkommandant war wieder Major von Salis.
Beim Einrücken, sozusagen noch im Winter, lag das Fort Airolo in tiefem Schnee und ist bis Dienstschluss nach Ostern nicht schneefrei geworden. Fast jeden Abend bin ich durch den in die Schneemassen eingeschnittenen, ca. 20 Minuten langen Fussweg nach Airolo gegangen, einmal hier, dann wieder dorthin, also nicht wie dies in Andermatt 1909 der Fall war, wo fast jeden Abend das gleiche Unterhaltungsziel zu finden war. Am schönsten und heimeligsten war noch die kleine Wirtschaft Beffa abseits unterhalb der Hauptstrasse.
Im Dienst selber ist mir ein blödes Missgeschick vorgekommen. Jeden Tag musste abwechslungsweise ein anderer Dienstkamerad die Gruppenführung übernehmen. Da hat Kamerad Zippel als vorderster die Gruppe in Einerkolonne durch den in die Schneemassen eingeschnittenen Fussweg geführt und da hat unter uns ein harmloses Schneeballwerfen eingesetzt. Ich hatte das Pech, mit meinem Schneeball in der Ladeöffnung den Gewehrverschluss Zippels zu treffen, so dass Zippel ein grosses Geschrei losliess, das von Oberleutenant Schädeli gehört wurde. Dies hat für mich als für die Offiziersschule 1911 Vorgesehenen die Konsequenz gehabt, dass entschieden wurde, ich müsse die Korporalschnüre abverdienen, bevor ich für die Offiziersschule in Frage kommen könne. Das hat Oberleutenant Schädeli fertiggebracht, mich in einen unbeschreiblichen Ärger versetzt und mir die ganze Offiziersduselei verleidet. In die Unteroffiziersschule ist während ein paar Tagen noch ein Offiziersschiesskurs eingeschaltet worden; dort habe ich meinen Leutenant Rudolf Gmür auf Jahre hinaus zum letzten Mal gesehen; er hat in jenem Schiesskurs eine Anzahl Geschützfeuerserien geleitet. Bei diesen Geschützfeuerserien hatte ich als kleiner und nicht besonders kräftiger Kanonier den Namen, der beste Haubitzenlader der Unteroffiziersschule gewesen zu sein; beim Schiessen in das etwa 8 km entfernte Kanariental habe ich es ohne weiteres nach dem Einschiessen im Schnellfeuer fertig gebracht, vier Schuss auf den Weg zu bringen (ein Schuss am Ziel, zwei Schuss in der Luft und den vierten Schuss zum Rohr hinaus).
So hat diese Unteroffiziersschule geendet mit der Beförderung zum Korporal, aber leider mit der Bestimmung, dass ich die Schnüre in einer Rekrutenschule abverdienen müsse. Damit ist für mich der Gedanke, Offizier zu werden, für immer dahingegangen; denn ich konnte doch nicht im Sommer 1911 in Andermatt in der Rekrutenschule Korporalschnüre abverdienen, 1912 in eine Offiziersschule gehen und erst 1913 den Offiziersgrad abverdienen. All dies hätte mein Studium derart in Frage gestellt, dass ich auf eine solche Offiziererei zum vorneherein verzichten musste. In diesem Sinne wäre es sicher besser gewesen, wenn ich von Anfang an bei der Einteilung zur Infanterie geblieben wäre, wo einerseits die Dienstzeiten kürzer waren und andererseits bessere Möglichkeiten bestanden für eine zeitlich günstigere Einreihung der Dienste in das Studium.
1911 Winterdienst in Andermatt
Der Wiederholungskurs 1911 in Andermatt wurde von mir im Monat Juni als Festungskanonier-Korporal gemacht unter unserem ordnungsgemässen Hauptmann Wyss, dem sehr sympathischen und ruhigen Fortkommandanten. Auch waren die Dienstkameraden unseres Tales dabei (Walter Zähner, Otto Gutzwiller, Paul Alt, Fritz Steiner, Adolf Weiss, Karl Müller, Bianchi, etc.), in guter Kameradschaft eine angenehme Bande.
In diesem Dienst hatte ich etwa in der Mitte einen guten Erfolg mit der Schnellfeuergeschützserie (Fahrpanzer 5,3 cm), die ich meiner Gruppe zu kommandieren hatte. Auf etwa 1200 m Distanz hatte ich die Scheiben einer gegen uns gerichteten absteigenden Einerkolonne zu beschiessen. Der dritte Granatschuss war ein Volltreffer vorn in die Kolonne, hat die vordersten drei Scheiben direkt vermöbelt und mit ein paar Schrapnell-Schüssen konnte im Schnellfeuer das Ziel zerstört werden. Dieser Erfolg hat mir in der Kompagnie einen guten Ruf gebracht und ich hätte daran denken sollen, Hauptmann Wyss zu ersuchen, ein Gesuch zu stellen für die Einberufung in die Offiziersschule 1911 ohne vorheriges Abverdienen der Korporalschnüre. Nach meiner heutigen Beurteilung hätte ein solches Gesuch ohne weiteres Erfolg haben müssen, aber ich habe eben damals an so etwas nicht gedacht, nachdem ich den Gedanken für eine Offiziersschule gänzlich abgeschrieben hatte.
So hatte ich also im Sommer 1911 das Aufgebot zum Einrücken anfangs August in die Rekrutenschule in Andermatt zum Abverdienen der Korporalschnüre. Es hat mir so absolut nicht gepasst, dass von meinem Werkstattpraxisjahr die letzten drei Monate für Militärdienst hätten geopfert werden müssen. So habe ich wenige Tage vor dem Einrückungsdatum in Liestal einen Auslandsurlaub eintragen lassen, um nach Südfrankreich zu gehen. In Liestal lautete die Antwort ganz einfach: «Sie haben den Wiederholungskurs gemacht, Sie können gehen». Man hat aber eben nicht beachtet, dass ich aufgeboten war.
Diese Sache war nicht einwandfrei; ich würde so etwas nicht mehr tun Trotzdem man sagen kann, dass ich wegen einem nebensächlichen Vorkommnis durch die blöde Rapportlerei von Oberleutenant Schädeli dazu getrieben worden bin – eine einfältige Schneeballwerferei hat für eine militärische Laufbahn Folgen gehabt.
Es ist allerdings vor und während des Ersten Weltkrieg noch ein anderer abfälliger Zustand zu erwähnen. Die Aushebung für die Ausbildung zum Offizierskorps war absolut preussisch. Unser damaliger Major von Salis war ganz in preussische Methoden eingelebt; so war z.B. in der Unteroffiziersschule von Major von Salis an jeden von uns schriftlich die Frage gestellt: «Haben Sie Verwandte, die Offiziere sind?» Ich habe diese Frage nicht beantwortet. Was hat denn das mit der Aushebung für eine Offiziersschule zu tun? Ich hätte ja mit Oberst Stephan Gutzwiller in Bern plagieren können, mit dem ich vielleicht auch noch in Fadenstärke verwandt war und von dem ich ohne weiteres eine entsprechende Empfehlung hätte veranlassen können, da mein Vater als Jugend- und Schulkamerad bis in die alten Tage mit ihm in Verbindung war. Aber ich habe diese Frage von Major von Salis einfach nicht beantwortet.
All diese Zustände und auch die Stimmung vor dem Ersten Weltkrieg, in der man von einem europäischen Krieg wie von einen Märchen berichtet hat, haben in mir eine Stimmung hervorgebracht, in der ich mir nichts daraus machte, zum Abverdienen der Korporalschnüre nicht einzurücken, sondern nach Südfrankreich zu gehen.
Die militärischen Pflichten sind vor dem Ersten Weltkrieg bei weitem nicht derart eingeschätzt worden wie dies heute der Fall ist. Am Einrückungstag ist in Therwil noch telegraphisch nachgesucht worden, ob ich schon verreist sei; da hat mein Bruder Werner telegraphisch geantwortet: «Korp. Gutzwiller hat heute morgen um sechs Uhr in Genf die Schweiz verlassen.» Dann bin ich eben im Oktober wieder zurückgekommen zur Fortsetzung des Studiums im fünften Semester.
Im Jahr 1912, es mag im Juni gewesen sein, hat in Luzern eine zweitägige Organisationsmusterung stattgefunden, bei der die Einteilung der Gotthardtruppen einer Änderung unterworfen worden ist und die Bildung der Festungs-Scheinwerferkompagnie stattgefunden hat. Dieser Kompagnie sind hauptsächlich die Kanoniere zugeteilt worden, die bis zu diesem Zeitpunkt Scheinwerfer- und Telephondienst geleistet hatten, also eben auch ich. Vom anschliessenden Wiederholungskurs konnte ich mich dispensieren lassen, einerseits in Anbetracht, dass ich im sechsten Semester des Studiums stand und andererseits, da ich von anfangs August darauf bis in den Herbst hinein in der Rekrutenschule in Andermatt die Korporalschnüre abverdienen musste.
1912 als Korporal in Andermatt
Also rückte ich im August 1912 in diese Rekrutenschule ein als Scheinwerfer-Pionier-Korporal, wo wir deren drei waren; ausser mir Korporal Schellenberg von Winterthur und Korporal Bächle; ich weiss nicht mehr woher der letztere war. Wir hatten etwa das erste Dutzend Scheinwerfer-Pionier-Rekruten, also drei kleine Gruppen. Kleine Gruppen haben sich für Scheinwerferpioniere als zweckmässig herausgestellt. Schulkommandant war wieder der nun, wenn ich nicht irre, zum Oberstleutenant avancierte von Salis und Kompagniekommandant Oberleutenant, nachher Hauptmann Ehrensperger; als Feldweibel funktionierte Mosimann (der spätere Chefmonteur der Bernischen Kraftwerke Laufen).
Für den Telephondienst, den wir für die Kanonierkompagnie zu besorgen hatten, war uns von der Fort-Verwaltung der kleine Adjutant Berger zukommandiert und für die Instruktion im Scheinwerferdienst hatten wir uns an den Fort-Verwalter Oberleutenant Paul Christen (von Oberwil) zu halten. Dieser Dienst stand ganz in seinen Anfängen; es bestanden keinerlei Anleitungen und Reglemente. Wir mussten mit Christen zusammen für die Bedienung der Scheinwerfer alles selbst organisieren und sind so gut vorwärts gekommen. Wenn ausserhalb des Forts für Scheinwerfer Strom benötigt wurde, so stand dazu ein altes Lokomobil zur Verfügung – mit einer Dampfmaschine und einem Gleichstromgenerator, eine ganz primitive alte Sache.
Wenn damit für einen Scheinwerfer Strom abzugeben war, musste ich den Generator selbst bedienen, wenn ich sicher ein Versagen vermeiden wollte; wenn nicht haargenau gleichzeitig mit der Einschaltung des Scheinwerferlichtes die Erregung am Generator gesteigert worden ist, so ist die Spannung so erbärmlich abgefallen, dass der Scheinwerfer sofort wieder auslöschte. Ist dann so die Einschaltung und der Betrieb gelungen, so musste dann von den Rekruten tüchtig Kohle geschaufelt werden, um den Dampfdruck und den Betrieb halten zu können. Diese Maschine ist vermutlich alsdann bald ersetzt worden durch andere Einrichtungen; ich habe dieses Lokomobil später nicht mehr gesehen.
Im Exerzierdienst und im inneren Dienst waren wir drei Pioniergruppen einem Kanonierzug zugeteilt unter Leutenant Vest, dem späteren Zahnarztprofessor Vest von Basel, der damals seinen Leutenantgrad abverdient hat. Er war ein lieber kleiner Offizier und ich bereue es, dass ich ihn ein Mal geärgert habe.
Ganz oben auf der Allmend stand das Klettergerüst und daneben war ein etwa vier Meter langes Loch, das zum Übersetzen bestimmt war. Lange Zeit mussten wir Unteroffiziere dieses Klettergerüst nicht benützen und das Loch nicht übersetzen. Da fiel es plötzlich diesem Leutenant Vest ein, dass nun die Unteroffiziere diese Hindernisse auch zu begehen haben; hätte er Leutenant Gmür geheissen, so hätte ich dies begriffen, denn der wäre auch über diese Hindernisse gegangen.
Ich war im Zug immer Führer rechts, also der letzte an der Reihe für das Übersetzen des Loches; es war eben Zeit zum Einrücken in den Scheinwerferdienst, und ich sah auf der Gotthardstrasse Oberleutenant Christen kommen. Da nahm ich für das Übersetzen des Loches einen kräftigen Anlauf und machte am Rande vor dem Loch Stop mit dem Ruf: «Herr Leutenant, Herr Oberleutenant Christen kommt, wir müssen gehen.» «Macht, dass ihr zum Teufel kommt», war die Antwort von Leutenant Vest, aber er hat mir diesen kleinen Scherz trotzdem nicht nachgetragen; wir sind in gutem Einvernehmen geblieben und der Dienst hat im Oktober seinen guten Abschluss gefunden.
1913 im Fort Stöckli
Im Juni 1913 konnte ich den üblichen Wiederholungskurs in Andermatt nicht machen, da ich in Zürich im Diplomsemester stand; mit einem Gesuch musste ich mich von diesem Dienst dispensieren lassen. Dagegen bin ich dann im August 1913 nach Abschluss der Diplomprüfung kurzfristig angefragt worden, ob ich bereit sei, im Fort Stöckli sofort den Wiederholungskurs nachzuholen, wozu ich sofort einwilligte. So habe ich also Ende August 1913 einen Wiederholungskurs gemacht im höchstgelegenen Fort des Gotthards, im Fort Stöckli unter Hauptmann Bolliger. Da war man dann wirklich von der Welt abgeschnitten. Am Sonntag hat man es sich noch leisten können, etwa nach Oberalp hinunter zu gehen; das war alles, wenn man noch einen anderen Menschen ohne Uniform hat sehen wollen. Die Dienstkameraden waren mir am Anfang des Dienstes fast alle fremd und doch habe ich mich nach ein paar Tagen ordentlich eingelebt. Ich hatte mit zwei Pionieren in und um das Fort den Telephondienst zu besorgen, auch anlässlich der an wenigen Tagen zur Durchführung gekommenen Geschützschiessereien.
Von den dortigen Dienstkameraden ist mir Wachtmeister Remund in guter Erinnerung geblieben, den ich dann in späteren Jahren in Niederuzwil in unserer Nachbarschaft wieder getroffen habe. Ein besonderes Erlebnis auf Fort Stöckli war der Anblick auf ein grosses Gewitter hinunter, das abends nach neun Uhr nach dem Eindunkeln über Göschenen losbrach und das sich ganz unter unserem Standort abwickelte. Die Blitzzüge, die die dicken Wolkenballen miteinander zu verbinden schienen, von oben herab betrachtet, ergaben ein kaum beschreibbares Bild in der mit Donnerschlagserien beginnenden Nacht. Dieser Dienst war eine gute Pause zwischen dem soeben abgeschlossenen Studium und meinem
Beginn als Ingenieur. In der Militärdienstleistung weiterfahrend kam im Jahr 1914 der erste Weltkrieg, wie er zuerst als europäischer Krieg begonnen hat. Am 3. August musste ich in den Aktivdienst nach Andermatt einrücken. Unterwegs beim Bahnhof Göschenen hat die Vereidigung stattgefunden. Vom grossen Rummel der Mobilmachung unten im Land herum habe ich wenig oder nichts gesehen. Man glaubte an einen kurzen Krieg, der sich keinesfalls in den Winter hinein erstrecken werde.
Bau von Scheinwerferstellungen auf dem Bäzberg
In Andermatt sind wir Scheinwerferpioniere detachementsweise auf die verschiedenen Forts verteilt worden. Mich traf das Los auf Fort Bäzberg zusammen mit dem Kameraden Korp. Schellenberg (genannt Korporal von Glokkenhügel) und etwa zehn Pionieren, die wir auf zwei kleine Gruppen zu verteilen hatten. In der Kanonierkompagnie sind wir einem Zug zugeteilt worden unter Oberleutenant Baltenschwiler. Kompagnie- und Fortkommandant war Major Eugen Meyer, ein Advokat von Liestal. Im Herbst 1914 hat es sich aber bald gezeigt, dass der Dienst länger dauern werde als vorauszusehen war und man hat uns daher schon im September die Aufgabe zugewiesen, zwei Scheinwerferstellungen zu bauen. Schellenberg eine solche oberhalb des Forts und ich eine unterhalb des Forts. Für die meinige war als Dach eine an der betreffenden Stelle liegende Granitplatte von etwa 4 m Länge, ca. 3 m Breite und ca. 1 m Dicke zu verwenden. Diese Granitplatte musste aufgewunden und untermauert werden und für den Hohlraum des Unterstandes war noch ein beträchtliches Quantum Granit herauszusprengen.
Zu Beginn sollte diese Sprengarbeit durch die Pioniere von Hand, mit Keilen, erledigt werden. Dies hat sich natürlich sofort als nichts ausrichtende Methode herausgestellt und ich verlangte vom Materialoffizier Oberleutenant Rüefli, einem verrückten Narr, die Beschaffung von Sprengstoff, der vom Magazin Andermatt erhältlich war. Dieser Sprengstoff unter dem Namen Telsit ist kurzfristig eingetroffen und für das Laden mussten mittelst langen Steinbohrern Löcher gebohrt werden von ca. 20 mm Durchmesser. Besondere Sorgfalt war nur auf die etwas gefährlichen Dynamitzündkapseln zu richten. So haben wir sofort begonnen, jeweils morgens etwa ein Dutzend bis 20 Schüsse zu laden, um dieselben auf die Mittagszeit zur Explosion zu bringen. Oberleutenant Rüefli hat mir strenge Weisung gegeben, dass er beim Anzünden der ersten Schüsse dabei sein wolle; das letztere habe ich natürlich angeblich vergessen.
Ich habe die Umgebung durch die Pioniere absperren lassen und habe die Schüsse einfach gezündet. Bei diesem Geknalle ist Oberleutenant Rüefli mit grossem Gebrüll und natürlich zu unserem Vergnügen herangesprungen, aber die Sache war getan mit einer kurzen Entschuldigung meinerseits und von nun an ist alltäglich gesprengt worden, bis der nötige Hohlraum geschaffen war. Für die Maurerarbeit sind mir aus den Tessiner-Landwehrtruppen vier Maurer zugeteilt worden und wir haben schöne Granitstein-Polygonmauern erstellt, welche Arbeit mir ganz besonders zugesagt hat. Ich habe die Pioniere die Bohr-, Spreng- und Aufräumarbeiten machen lassen und ich habe tagelang mit den Tessinern Polygonmauern gemauert, so dass ich in dieser Arbeit eine ganz zufriedenstellende Fertigkeit erreichte. So ist die Entstehung der Scheinwerferstellung gut vorangeschritten, aber vor dem Einwintern ist sie doch nicht fertig geworden, trotzdem bis in den Dezember hinein wenig Schnee gefallen ist. Mit dem Einwintern haben dann natürlich die Maurerarbeiten eingestellt werden müssen und wir haben mit der Skifahrerei begonnen.
Über Weihnachten 1914 hat etwa die halbe Kompagnie samt Korp. Schellenberg (Korporal von Glockenhügel) Urlaub bekommen. Da wir Pioniere sonst nie Wache zu stehen hatten, ist gewünscht oder verlangt worden, dass wir die Wache zu stellen hatten an Weihnachten und Neujahr; an Weihnachten fiel diese Aufgabe auf mich als Wachtkommandant und die Pioniere meiner Gruppen zuzüglich ein paar Kanoniere als Wachtposten (wir hatten, wenn ich mich recht erinnere, drei Posten mit dreifacher Ablösung zu stellen). Am Neujahr war es Korp. Schellenberg und seine Leute, die diese Aufgabe zu übernehmen hatten.
Anfangs der Weihnachts-Nacht hat die zurückgebliebene halbe Kanonierkompagnie in der Kantine bei einem Bäumchen Weihnachten gefeiert. Nach Mitternacht war aber alles still und alle haben gut geschlafen, da habe ich mir eine vielleicht etwas peinliche Dienstverletzung zu Schulden kommen lassen: ich habe die Wachtposten eingezogen; wir haben den Weihnachtsbaum in der Kantine angezündet und etwa eine halbe Stunde haben wir in aller Stille Weihnachten gefeiert. Eine Blitzlichtaufnahme davon war vielleicht unvorsichtig und hätte uns verhängnisvoll werden können; ein Exemplar dieser Photographie war bei uns noch lange Zeit vorhanden, ist aber wie vieles andere vermutlich verloren gegangen.
Auf Neujahr habe ich dann Urlaub bekommen und zwar gerade für zwei Monate, um in meiner Anstellung bei Prometheus Liestal wieder einigermassen nacharbeiten zu können. Auch vorher schon hatte ich die Bewilligung, im Schiessbureau des Forts Bäzberg für das Geschäft Zeichnungsarbeiten zu erledigen. Ende Februar 1915 kam ich wieder in den Dienst zurück und mittlerweile hatten unsere Berge reichlich Schnee erhalten; von der Fortsetzung der Bauarbeiten konnte keine Rede sein. Wir haben uns mit Schneeaufräumungsarbeiten und mit Skifahren beschäftigt und es war auch durch reichliche Urlaubsbewilligungen der Kompagniebestand immer stark reduziert. Es sind uns in jener Zeit auch ohne weiteres Gruppenskitouren bewilligt worden. Die grösste, an die ich mich besonders erinnere, hatte am 13. März 1915 ihr Ziel auf dem Lucendro; ein schöner heller Wintertag war dies; im Winter ist bei hellem Wetter das Gebirge am schönsten. Vom Bäzberg aus auf dem Bergrücken in Richtung gegen die Furka lagen riesige Schneemassen; besondere Vorsicht war dort auf die Telephonleitung zu richten, die sich grösstenteils etwa auf Gesichtshöhe sich hinzog und ein Hineinfahren in diese Telephonleitung hätte gefährlich sich auswirken können; an den Telephonstangen hat man gerade so auf Körperhöhe die Isolatoren ergreifen können.
Gegen Hospental sind wir die Bäzgant hinuntergefahren und haben uns das Gotthardtal hinaufbewegt, um dann nah dem Gotthardhospiz nach rechts abzuzweigen direkt in Richtung Lucendro. Auf dem Lucendro war der Ausblick an jenem Wintertag einzigartig, aber die Temperatur so tief, dass wir nur etwa eine Viertelstunde aushielten, um uns dann wieder im Windschatten talwärts zuzuwenden direkt gegen Rehalp. Was in ein paar Stunden durchs Gotthardtal und abseits nach dem Lucendro erklommen worden war, konnte in der Abfahrt in etwa einer Viertelstunde zurückgelegt werden; nachher musste dann allerdings die Bäzgant hinauf und zurück ins Fort wieder der harte Aufstieg unternommen werden.
Lawinen auf dem Bäzberg 1915
Der weitere Dienst im Frühling 1915 im Fort Bäzberg war grösstenteils erfüllt mit der Beobachtung des riesigen Spiels der Lawinenniedergänge, die an sonnigen Tagen ringsum stattgefunden haben. Die grösste Lawine, die wir gesehen haben, war die Unteralptal-Lawine, deren Niedergang uns der Maschinist Korp. Bischoff Tage zuvor vorausgesagt hatte. Da hat sich die ganze östliche Flanke des Gurschen, nach hinten bis zum Pizzo Centrale (auf dessen Gipfel ich auch einmal war anlässlich einer Sonntagsbergtour im Sommer 1912) längs dem Unteralptal auf mehrere hundert Meter Breite in Bewegung gesetzt und ist tosend und krachend ins Unteralptal gestürzt.
Im April sind noch ein paar Tage eingeschaltet worden für eine Verlegung der Kompagnie nach der Altkirch-Kaserne in Andermatt – angeblich wegen einer gewissen Demoralisierung der Truppe. Das waren ein paar schöne Skifahrtage und Tage, an denen man auch die Bevölkerung des Dorfes wieder zu sehen bekam.
Ins Fort Bäzberg zurückgekehrt, begann die Kunde aufzukommen von einer baldigen Entlassung, und man wurde auch aufmerksam gemacht, eventuell eingetretene gesundheitliche Schäden zu melden. Bei mir hatte sich während des Winters ein lästiges Ohrensausen eingestellt, das übrigens bis auf den heutigen Tag nie mehr ganz verschwunden ist. Dieses Ohrensausen habe ich gemeldet und ich wurde sofort zu genauer Untersuchung an die Etappen-Sanitätsanstalt Solothurn und von dort zur Behandlung an die Etappen-Sanitätsanstalt Olten gewiesen, wo ich etwa eine Woche zugebracht habe, während welcher die Kompagnie vom Bäzberg auf unbestimmte Zeit entlassen worden ist, so dass ich in Olten auch in eine Entlassung in ungeheiltem Zustand eingewilligt habe.
Ein Wieder-Aufgebot in den Aktiv-Dienst erfolgte erst etwa ein Jahr später im Frühling 1916. Mein Zustand hinsichtlich dem Ohrensausen war noch gleich und die Möglichkeit des Wegkommens im Geschäft war noch schwerer geworden als zuvor, da inzwischen auch der Werkmeister Claus, ein Deutscher, in den Kriegsdienst eingezogen worden war. Ich entschloss mich, vor dem Einrücken vor die Untersuchungskommission (UC) zu begeben und ich wurde von dieser in Olten dienstfrei erklärt; in den Jahren 1916 und 1917 habe ich Militärsteuer bezahlt. In Anbetracht der mehr als ein Jahr ausmachenden Diensttage habe ich es nicht ganz in Ordnung gefunden, auf alle Zukunft hinaus die volle Militärsteuer bezahlen zu müssen, und bin auf ein entsprechendes Gesuch um Entgegenkommen vorstellig geworden. Diesem Gesuch ist nach einigem Hin und Her im Juni 1919, als gerade schon die Steuer für zwei Jahre fällig gewesen wäre, weitgehender entsprochen worden, als ich erwartet hatte. Ich hatte die halbe Steuer erwartet. In Anbetracht dessen, dass mein Ohrensausen im Winter 1914/15 im Aktivdienst begonnen hatte und man die Ursache nicht hat feststellen können, bin ich steuerfrei erklärt worden. Auf eine Rückzahlung der für 1916 und 1917 bezahlten Steuern ist man allerdings nicht eingetreten; damit war ich befriedigt.
Nochmal ins Militär
Ende der Dreissigerjahre ist ein Aufruf für Anmeldung in Hilfsdienst erfolgt, und in Anbetracht, dass ich mich gewisser Gewissensbisse wegen zu spärlicher Militärdienstleistung in früheren Jahren nicht erwehren und mich jahrelang dienstfrei und militärsteuerfrei bewegen konnte, habe ich mich für einen geeigneten Dienst gemeldet. Am 26. November 1940 bin ich zum Obmann des Elektriker-Hilfsdienst-Detachements 4 ernannt worden. In der Folge ist ein Aufgebot erfolgt für einen von Ende April bis Ende Juni 1941 dauernden Dienst im Berner Oberland, bei dem es hauptsächlich darum ging, Elektromonteure auszubilden für Telephon-Leitungsbau, namentlich für den Unterhalt von Telephonleitungen und Störungsbehebungen an denselben.
Um dieses Ziel zu erreichen, war eine ziemlich grosse Telephon-Freileitung zu bauen von Goldiwil nördlich oberhalb von Thun über den waldigen Hügelzug gegen Schwanden. Zu diesem Dienst mussten wir nach Olten einrücken, wo unser Detachement organisiert und nach Interlaken beordert wurde. Wir waren etwa 70 bis 80 Elektriker, die mir unterstellt waren, unter diesen die drei sogenannten Bauleiter: der erste der Starkstrom-Inspektor Marti von Solothurn, der zweite namens Boos, ein Installateur von Ebnat-Kappel im Toggenburg und der dritte namens Stamm, ein Techniker der Firma Hasler in Bern.
Nach etwa zwei Tagen ist von Interlaken ein kleines Monteur-Detachement von etwa zehn unserer Monteure nach Habkern beordert worden zur Fertigstellung einer dort schon begonnenen Leitungs-Bauarbeit. Das Gros des Monteur-Detachements fuhr von Interlaken nach Thun zurück, um von dort nach Goldiwil zu marschieren und um dort mit der etwa 30 Pionieren zählenden Landsturm-Telegraphen-Pionier-Kompagnie 35 zu einer Kompagnie zusammengefügt zu werden. Dies war für mich ein Missgeschick, da der Landsturm-Kompagnie-Hauptmann Moser immer in allem das erste Wort zu reden hatte, auch in Sachen, von denen er wenig oder nichts verstand. Mit Hauptmann Moser, dem Dampfkessel-Inspektor von Zollikon, war als Offizier noch im Dienst ein Herr Oberleutenant Widmer, Techniker einer Lift-Unterhaltfirma in Basel, soweit ein verständiger Techniker, der aber von Freileitungsbau wenig verstand.
Verpflegung und Unterkunft in Goldiwil waren gut; ich hatte mit Bauleiter Boos zusammen ein Privatzimmer. Für unsere Kompagnie war das Hotel «Waldpark» als Unterkunft mit Küche und Speisesaal eingerichtet worden, da der Hotelbetrieb eingestellt war. Im Leitungsbau ging Hauptmann Moser darauf aus, möglichst Leitungslängen herauszubringen, um damit bei den Oberinstanzen plagieren zu können, daher hat er immer darauf gedrungen, dass immer die gleichen im voraus schon auf Freileitungsbau spezialisierten Monteure auf den Stangen am Leitungsbau beschäftigt wurden; die andere grosse Masse waren und blieben das Hilfspersonal zum Bäumefällen, Stangen stellen etc.
Die Hauptsache, die Ausbildung möglichst vieler Monteure unter Anleitung der Spezialisten zur Arbeit auf den Stangen heranzuziehen, selbst auf das Risiko hin, dass mal etwas verpfuscht worden wäre, ist ganz unterblieben. Statt dass am Ende des Dienstes mehr als die Hälfte der Monteure in der Lage gewesen wären, selbständig Störungen zu beheben und Reparaturen an Freileitungen auszuführen, waren es gleich viele wie am Anfang. Eben diejenigen, die schon als spezialisierte Freileitungsmonteure eingerückt sind.
Man hätte meinen sollen, dass bei uns beiden, bei Moser und mir, gerade die umgekehrte Tendenz hätte bestehen sollen. Dass Moser auf weitgehende Ausbildung hätte dringen sollen und dass eher ich grosse Leistungen ins Auge hätte fassen können. Dies war während des ganzen Dienstes zwischen Moser und mir der ewige Streit und gegen Ende des Dienstes habe ich in diesem Sinne an die Oberinstanz zu meiner Entlastung einen orientierenden Rapport gemacht. Selbstverständlich war in der Sache nichts mehr zu ändern, aber ich bin doch zu einer Besprechung zu Oberst Mösch eingeladen worden, wo ich mich ausgiebig aussprechen konnte. Oberst Mösch ist aus einem unserer Scheinwerfer-Pionier-Rekruten von 1912 hervorgegangen, so dass die Besprechung mit ihm ganz frei und ungezwungen hat erfolgen können. Hernach ist mit dem Detachement die Rückreise nach Olten und die Entlassung Ende Juni 1941 erfolgt. Das war der Abschluss meiner Militärdienstleistung.
Die Bilder stammen aus dem Album St. Gotthard-Besatzung 1916.