A1954 Artilleriewerk Faulensee
Im 2. Weltkrieg wurde das Festungswerk Faulensee zur artilleristischen Unterstützung der Sperre Einigen-Wimmis gebaut. Das Werk, welches im Jahr 1942 in Betrieb genommen wurde, ist vom Typ her ein Unikat unter den Festungsbauten. Speziell ist der Verbindungsstollen analog Krattigen (während ähnliche Bunker inA eschiried oder auf dem Jaunpass nicht untereinander verbunden wurden). Die als landwirtschaftliche Scheunen getarnten Bunker wurden ins Dorfbild eingepasst und sind noch heute nur für das geübte Auge als militärische Anlage erkennbar.
Die vier Geschützstellungen sind mit 10,5 cm-Kanonen 35 L42 auf Parallelhebel-Lafetten ausgerüstet und unterirdisch durch einen Stollengang miteinander verbunden. Dazu gehören auch die unterirdisch angelegte Feuerleitstelle sowie Küche, Laborier-, Schlaf- und Lagerräume. Die Munitionsmagazine umfassten je Geschütz 800 Granaten, Zünder und Ladungen wurden separat gelagert. Im Umfeld der Anlage waren weitere Aussendepots mit rund 5600 Geschossen vorhanden. Die Küche für die gesamte Mannschaft hatte vier elektrische Kochplatten sowie einen Wasservorrat von rund 2000 Litern.
Der Standort der vier Bunker am Dorfrand hätte im Ernstfall dazu geführt, dass mindestens zwei Wohnhäuser geräumt und sogar gesprengt worden wären. Der Druck der feuernden Kanonen hätte diese Häuser eh in Mitleidenschaft gezogen resp. zerstört. Das ist mit ein Grund, wieso aus Faulensee nie geschossen worden ist. Die Rohre, Wiegen und Lafetten allerdings sind erprobt, sie wurden in anderen Anlagen in den Wiederholungskursen oder beim Einschiessen scharf getestet. Die Kanonen wurden meist anfangs WK ausgebaut, auf Radlafetten montiert und als mobile Artillerie eingesetzt. Ende WK erfolgte der mühsame Wiedereinbau in die Werke. Zu jedem der vier Bunker ist noch heute ein Ersatzrohr eingelagert. Neben einer zentralen Ventilation wurden nachträglich alle Bunker mit einer individuellen Belüftung versehen.
Erbaut wurde die Anlage ab Mai 1941, im Juli 1942 wurde die Anlage als bezugs- und schussbereit gemeldet. Pro Geschütz wurden 500 Schuss Munition eingelagert.
Zugeteilt war der Raum Faulensee im Aktivdienst ursprünglich dem Schwere Motor-Kanonen-Regiment 14 (Batterie 135), später dem Regiment 12 (Batterie 126). In der Reduitbrigade 21 gehörte Faulensee zur Festungsabteilung 15. Die Mannschaft – ursprünglich die Festungsartilleriekompanie 76, am Schluss die Festungskompanie III/15 – umfasste 84 Mann in der Anlage sowie 50 Mann Aussenverteidigung. Vier 20 mm Flabkanonen 38 sorgten dabei für den Schutz gegen Angriffe aus der Luft.
In der Nachkriegszeit wurde nie scharf aus der Anlage geschossen. Ab 1987 wurde das Werk Faulensee nur noch für die Ausbildung von Werkschutz-Soldaten benützt und die Artilleristen trainierten den Ein- und Ausbau der Geschütze.
Heute ist die Anlage ein Museum und gehört der Stiftung Artilleriewerk Faulensee. Das Werk wird vom Verein Artilleriewerk Faulensee betrieben.
Interessante Links
- Besichtigungsmöglichkeiten www.artilleriewerk-faulensee.ch
Weitere Informationen über die Bau- und Einsatzgeschichte des Artilleriewerkes Faulensee und die Entwicklung der Festungsgeschütze sind in einer kompakten Broschüre sowie einem detaillierten Buch im Verlag HS-Publikationen nachzulesen.