A1955 Artilleriewerk Hondrich
Das Artilleriewerk Hondrich A1955 wurde in den Jahren 1942/43 in der steil abfallenden Ostflanke des Hondrichwaldes, rund 45 Meter oberhalb des BLS-Tunnels, erstellt.
Die Anlage hatte vor der Desarmierung 1994 folgende Bewaffnung:
- zwei 10,5 cm Kanonen 39 L42 auf Ständerlafette,
- zwei 10,5 cm Kanonen 35 L42 auf Hebellafette (bis 1982 zwei 7,5 cm Kan 03/22)
An mobilen Waffen waren in der Anlage vorhanden
- zwei 8,1 cm MW 33
- vier 8,3 cm Raketenrohr 80
- Lmg auf Kugellafette
- vier 20 mm Flab Kan 38 W+F (ab TO61 der neu formierten Fest Flab Abt 21).
Bei der Besatzung Hondrich handelte es sich um die Fest Art Kp I/15, welche der Fest Abt 15 unterstellt war. Die Fest Kp I/15 umfasste einen Kommandozug, einen Infanteriezug, einen Minenwerfer-Halbzug, zwei Artilleriezüge mit je zwei 10,5 Fest Kan und einen Werkschutzzug. Gemäss Auftrag unterstützte die Fest Kp I/15 mit ihrem Artilleriefeuer, welches zentral geleitet wurde, den Abwehrkampf der Infanterie in ihrem Feuerraum und hielt mit seiner Infanterie das Artilleriewerk.
Ein Gerücht, das sich lange Zeit hielt, war die Existenz eines direkten Zugangs zu dem unter der Festung vorbeiführenden Eisenbahntunnels Hondrich. Dies hätte als verdeckter Zugang respektive Ausgang durchaus Sinn gemacht, ist jedoch definitiv nicht vorhanden. In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Anlage u.a. durch eine moderne Monobloc-Waffenstellung ersetzt.
Hondrich diente als Pilotanlage für den Rückbau einer grösseren Festung. Hier wurden erstmals Erfahrungen durch das Militärdepartement gesammelt, wie eine solche Anlage ausgeräumt werden kann – und muss. Die Desarmierung erfolgte in der ersten Hälfte 1994 und der Rückbau war Ende 1994 abgeschlossen. Das FWK hatte für die Desarmierung 6376 und für den Rückbau 3287 Mannstunden geleistet. Zusätzlich sind für den Abbruch des Infanteriehindernisses von 810 Metern Länge 9072 Mannstunden eingesetzt worden.
Das Detoniklabor (seit 1998)
Wenn einer Anlage die militärischen Nutzung entzogen wird, so kann sie desarmiert werden. Die Desarmierung umfasst alle Massnahmen für den Rückschub von Waffen, Munition, Korpsmaterial, Betriebsstoffen, technischem Festungsmaterial und Übermittlungsmaterial, den Verkauf von nicht mehr verwendbarem Liquidationsmaterial, sowie die Entsorgung von Bauschutt, Altmetallen, Kabeln, Kunststoffen usw. Durch die Festungsregion 12 wurden ca. 680 Tonnen Munition in 51 Eisenbahnwagen zurückgeschoben. Das allgemeine Armeematerial wurde in der Anlage auf Paletten verpackt. Der Versand erfolgte an 15 verschiedene Zeughäuser.
Bevor mit der Auslagerung des technischen Festungsmaterials begonnen wurde, musste der weitere Verwendungszweck eruiert werden. Es gelangte nur dasjenige Material in die Liquidation, welches beim BAGF/EMD keine Wiederverwendung mehr fand. Zu den aufwändigsten Desarmierungsarbeiten zählte der Abbruch des Infanteriehindernisses um die Anlage, welches teilweise im Fels verankert und zum grossen Teil mit Jungwald überwachsen war.
Doch das Werk wurde nicht einfach verschlossen, grössere Umbauten und Erweiterungen wurden veranlasst. Mit der Auslösung einer Versuchssprengung von 10 kg TNT am 27. August 1998 wurde das neue Detoniklabor Hondrich der damaligen Gruppe für Rüstungsdienste (heute armasuisse) eingeweiht. Die Umnutzung des früheren Artilleriewerks ersetzt offene Sprengplätze und bestehende Sprengbunker. Die anfänglichen Sorgen der unmittelbaren Anwohner wurden zerstreut und heute ist es eine der modernsten Anlagen in Europa, die auch von ausländischen Kunden benutzt wird.
In der Sprengkammer können Munition und Explosivstoffe bis zu 15 kg TNT-Äquivalent zur Detonation gebracht werden. Die dabei ablaufenden Vorgänge werden mit modernsten Instrumenten ausgewertet. Zum Beispiel lassen sich Panzerungen durch diese Versuche optimieren. Zunehmend werden auch zivile Aufträge durchgeführt, die Röntgenblitz- und Hochgeschwindigkeitskameras sind gut ausgelastet.