Sperrstelle 2113 – Beatenbucht

Zwischen der Beatenbucht und Neuhaus hatte es früher einige Sperrstellen, die heute meist verschwunden sind. Es handelte sich vor allem um Sprengobjekte.

Quasi der letzte Widerstand vor dem Bödeli hatte die Sperre in der Beatenbucht mit dem Infanteriebunker Fischbalmen zu leisten. Der Bunker ist ein typisches einfaches Felsenwerk, das mit Wirkung auf die davor montierte Strassensperre in Richtung Thun erstellt wurde. Die in den Jahren 1941/42 durch zivile Unternehmen gebaute Anlage ist seit 1999 öffentlich zugänglich. Das seinerzeit mit Kosten von 85’140 Franken erstellte Werk ist auf Initiative der Offiziersgesellschaft Interlaken und Umgebung von der Stiftung Infanteriebunker Fischbalmen zum Preis von knapp tausend Franken übernommen worden. Er blieb bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts im Verteidigungsdispositiv.

Der Feuerplan der Sperrre Fischbalmen (1941).

Der Auftrag der Sperre bestand darin, auf der Achse Thun–Interlaken einen vorrückenden Gegner zu stoppen und am Vormarsch ins Reduit zu hindern. Als erste Massnahme war im Raum der Sperre eine mobile 4,7 cm Infanteriekanone 35 feldmässig im Einsatz. Im Felsenwerk wurde eine 4,7 cm Ik 41 auf Pivotlafette eingebaut, später wurde diese noch abgeändert auf Pak-Standart (Richterabzug/Halbautomat). In den sechziger Jahren erfolgte die Umrüstung auf die 9 cm Panzerabwehrkanone 50 auf Pivot, welche Stahl- und Panzergranaten verschiessen konnte.

Als Schussfeld und damit Hauptkampfraum war die Strasse zu sperren, man konnte aber auch Ziele auf dem See unter Beschuss nehmen. Vom Bunker selbst ist von der Strasse aus nur wenig zu sehen. Das Werk ist vollständig in den Fels gehauen, und die Schiess- und Beobachtungsscharten Richtung Hauptstrasse waren im Normalfall durch eine aufwändige Tarnung verdeckt.

Im Innern des Werkes ist noch alles vorhanden, von der Panzerabwehrkanone über die Ventilation und die Mannschaftspritschen bis zum Trockenabort. Das Infanteriewerk ist bis Ende 1994 regelmässig mit Wiederholungskurs-Truppen besetzt gewesen. Wiederbeschafft werden konnten vom heutigen Besitzer auch ein Teil der dazugehörigen Strassenbarrikade mit verschiedenen Typen von Sperrelementen. In einem Teil der bergseits noch vorhandenen Schächte – auf der Fahrbahn selber wurden sie inzwischen abgebaut – sind einige der Sperrelemente befestigt worden.

Bekannte Objekte

  • A1883 Infanteriebunker Fischbalmen – 623520/170720
  • T1140 Strassenbarrikade – 623400/170780
  • A1882 Depotkaverne zu Strassenbarrikade – 623400/170780


A1884 Seebeobachter Beatenbucht

Nicht Teil der eigentlichen Sperre ist der Seebeobachter: Die Armeeführung befürchtete, dass die deutsche Wehrmacht ähnlich wie in Norwegen ihre Angriffe mit amphibischen Landungen unterstützen würden. Deshalb wurden die Seen des Reduits überwacht.

In der Beatenbucht ist am Ufer  des Thunersee von der See-Gruppe (Geb Inf Rgt 15 /Geb Füs Bat 32) eine Bunkeranlage mit einer der selten verbauten gepanzerten Beobachtungsglocken erstellt worden (623510/170420). Sie hatte mehrere verschliessbare Luken, Beobachtungsfernrohre und eine Gitternetz-Tarnung als Steinblock. Die Kuppel stammt angeblich aus einer Lieferung der tschechischen Witkowitzer-Werke, die zu Kriegsbeginn noch erfolgte. Allein der Transport der 22 Tonnen schweren Panzerkuppel auf die schlecht zugängliche Baustelle ist damals eine Meisterleistung gewesen. Das Grundstück ist heute in Privatbesitz, das Betreten verboten!

Auf der anderen Seeseite auf der Höhe von Leissigen (625170/167225) war ebenfalls ein Seebeobachter geplant, dieser wurde jedoch baulich nie ausgeführt, obwohl die Panzerglocke schon auf dem Bahn-und Seeweg bis nach Leissigen geliefert worden war. Die Glocke wurde anschliessend nach Amsteg transportiert.

Plan der gepanzerten Beobachtungsglocke Beatenbucht.



Interessante Links


Weitere Informationen über die Bau- und Einsatzgeschichte der Sperren Beatenbucht und sowie die weiteren Sperrstellen entlang der rechten Thunerseeseite sind in einer kompakten Broschüre sowie einem detaillierten Buch im Verlag HS-Publikationen nachzulesen.