Sperrstelle (Artillerie- und Beobachter-Werk) Bürglen BE
Folgende Details zur Geschichte des relativ grossen aber auch exponierten Werkes A2082 Bürglen (599450/172430) sind bisher bekannt:
Am 3. November 1942 wurde die Arbeiten im Sektor des Bat Fus 25 ausgeschrieben. Geplant war ein Werk mit zwei 7,5 cm Kanonen und vier Beobachterständen für 50 Mann Besatzung. Der Kredit betrug 500’000 Fr. Auf einem Plan mit der Nummer 9101/35 vom 1. Januar 1943 sind dann plötzlich vier 7,5 cm-Stände aufgeführt. Am 4. Mai 1943 wurde vom Kommandanten der 2. Division der Werkvertrag mit Sigrist-Berger-Bezzola u. Hartmann, Unternehmer Consortium Bürglen, für den Ausbruch und die Mauerwerksarbeiten der Stellung 9101 Bürglen über 349’804.10 Franken unterzeichnet. Der Baubeginn wurde nach Weisungen des Geniechefs 2. Division festgelegt, die Fertigstellung musste anschliessend innert acht Monaten erfolgen.
Gemäss Geniechef der 2. Division war das Werk am 6. März 1944 im Bau – mit zwei 7,5 cm Kanonen und vier Beobachtern. Am 20. Juni 1944 wurde der Vertrag für die Installation von Gasschutzanlagen in vier Geschützständen abgeschlossen.
Auch während des Baus wurde weiter am Werk Bürglen geplant: Am 5. Januar 1945 meldete der Geniechef 2. Division an das Kommando seiner Division betreffend der Beobachterposten: Es herrsche die Befürchtung, dass ein einetagiger Beobachterposten (wegen Vereinfachung aus Spargründen) der Doppelfunktion (Artillerie und Kommando 2. Division) nicht genügen werde. Gleichzeitig wird ein Projektplanes eines Beobachterpostens mit zwei Etagen unterbreitet, der nur 20’000 Franken mehr kosten würde als mit einem Stockwerk.
Zwischenstandsmeldung am 24. Februar 1945: Drei Stände sind betoniert, bei einem Kampfstand fehlt die dritte Etappe. Die Innenausrüstung fehlt.
Am 4. Juni 1945 teilt der Geniechef 2. Division der Bauunternehmung Bürglen mit, dass infolge der veränderten militärischen Situation auf eine vollständige Ausführung des Werkes verzichtet wird. Folgende Objekte werden nicht mehr erstellt: Betonböden, Einbauten für Schlafraum, Aufenthaltsraum und Munitionsdepot, Schreinerarbeiten. Der Beobachterstand wird auf alle Fälle erstellt, eventuell aber nur mit einer Etage anstelle von zwei.
Zehn Tage später meldet der Geniechef dem Kommando 2. Division betreffend Kosteneinsparung: Der Beobachterstand wird zweistöckig ausgeführt, sämtliche Einbauten für die Schlaf-, Aufenthalts- und Munitionsräume werden weggelassen, ebenso die dazu gehörigen Schreinerarbeiten. Betonböden werden keine erstellt.
Spannend ist, was nach dem Aktivdienst mit der Anlage passierte: Laut den vorliegenden Informationen wurden am 6. November 1946 Schiessversuche durch die Gruppe Festungswesen, die Abteilung Flugwesen, die Fliegerabwehr und die Kriegstechnische Abteilung auf die Befestigungsanlagen der Stockhornkette durchgeführt. Unter anderem ist ein Angriff mit Bomben auf das Artilleriewerk Bürglen verzeichnet. Dabei sei beim Eingang des Forts eine abgeworfene 250kg-Bombe explodiert.
Es scheint, als dass dieses Werk – wie wohl die meisten entlang der Stockhornkette – bereits kurz vor oder nach der reduzierten Fertigstellung nicht mehr als Kampfstellungen, sondern höchstens noch als Ziele genutzt worden sind. Durch den Beschuss wurde der Skandal der «weichen Bunker» ausgelöst, der an einigen der Werken Baumängel ans Tageslicht – und einige Militärs und Bauleute vor Gericht – gebracht hat.
Offen bleiben zu den Werken der Stockhornkette zum Beispiel die Fragen, ob
- die teilweise fertig gestellten Werke besetzt worden sind und wenn ja, durch welche Einheiten?
- in welchen Werken die Bewaffnung eingebaut worden ist?
- wurde Munition eingelagert?
- wurden die Werke noch aktiv genutzt und wenn ja, bis wann?