Sperre Schrattenfluh LU

Die etwa 6 km lange Schrattenfluh verläuft in Südwest-Nordost-Richtung im Grenzgebiet der Kantone Luzern-Bern. Begrenzt wird der Gebirgsstock im Süden durch das Tal der Emme, im Norden durch den Hilferenpass und im Osten durch das Tal der Waldemme. Von der Brienzer Rothorn-Kette im Südosten ist die Schrattenfluh durch die breite Passhöhe bei Salwiden getrennt.

Die Schrattenfluh weist vier markante Gipfel auf: Schibengütsch (2037 m ü. M.) an der Südwestecke, Hengst (mit 2093 m ü. M. die höchste Erhebung der Bergkette), Hächlen (2089 m ü. M.) sowie Strick (1946 m ü. M.) im Nordosten.

Die Verteidigungsstellung, die heute 16 Objekte umfasst, verläuft zunächst entlang der Kammlinie der Schrattenfluh vom Heidenloch bis zum Schibengütsch und zieht sich von dort zur Alp Hirswängiberg hinunter. Im angrenzenden Bumbachtal, das zum Kanton Bern gehört, befinden sich weitere 18 Anlagen, welche im Zweiten Weltkrieg die südwestliche Abschnittsgrenze der 8. Division bildeten (Hohgant). Obgleich das Gebirgsschützen-Bataillon 6 bereits im August 1940 die erste Rekognoszierung durchgeführt hatte, legte die 8. Division erst zwei Jahre später die definitive Lage der Objekte fest.

Da die Baukredite zunächst für wichtigere Abwehrabschnitte gebunden waren, setzte der Festungsbau auf der Schrattenfluh erst ab Frühling 1943 ein. Aufgrund der für die 8. Division typischen Kavernenbauten wurde diese Sperrstelle zum Objekt von «nationaler Bedeutung» erklärt. Wie von deren Kommandanten befohlen, wurden die Anlagen möglichst einfach und billig ausgeführt (keine Betonverkleidungen und Installationen). Bemerkenswert ist, dass in einigen Fällen bereits vorhandene Karsthöhlen zu Unterständen, ja sogar zu Waffenständen umfunktioniert bzw. ausgebaut wurden. Beeindruckend ist ausserdem die Lage einiger Anlagen (eigentliche «Adlerhorststellungen»).

Bekannte Objekte

  • A2363 Infanteriewerk Strick – 641410/189010. Eine etwas grössere Felskaverne. Direkt nach dem Eingang folgt auf der linken Seite eine Kochnische. Der Zulaufstollen führt zum Unterkunftsraum. Hinten rechts beginnt der abgewinkelte Laufstollen zum Waffenstand. Erschlossen mit MSB 43 Dürrüteli-Strick.
  • A2364 Infanteriebunker Heidenloch. Felskaverne mit Zugangsstollen, Unterkunftsraum und Waffenstand für ein Mg (Mg-Pivot- Support noch vorhanden). Von der Ecke Mannschaftsraum/Verbindungsstollen führt ein ca. 12m langer Steigschacht mit Eisenleiter, Rundholzüberdeckung und Holztüre zum offenen Beobachtungsstand (Brustmauer) hinauf. Abschluss mit einer Gittertüre.
  • A2365 Unterstand Hengst – 639540/186820. Kleine, einfache Felskaverne in einem Steincouloir. Sie besteht aus einem Abschluss (Gittertüre), einem schmalen Zulaufstollen und einem etwas breiteren Unterkunftsraum.
  • A2366 Unterstand Matten 1. Kleine Felskaverne ohne Abschlusstüre. Der enge, mit Bruchsteinen gemauerte Eingangsstollen führt geradeaus zum relativ breiten Unterkunftsraum (mit Zeltdeckenhacken versehen).
  • A2367 Unterstand Rossstall – 639460/185800. Relativ grosse, ausgebaute Naturhöhle mit mehreren Kammern auf unterschiedlicher Höhe. Teilweise mit Zeltdeckenhacken, Treppenstufen und Trockensteinmauern versehen. Ohne Abschlusstüre.
  • A2368 Unterstand Böli – 639890/184960. Ausgebaute Naturhöhle in der Felswand nahe der Alp Chlus. Der schmale, aber sehr hohe Einschnitt im Fels (Eingang) wird mit einer Gittertüre und Stacheldraht (oben) abgeriegelt. Im Innern links vom Eingang ist eine Steigleiter angebracht, die zu einer Öffnung hinauf führt (wahrscheinlich Wintereingang). Heute kann man nur die erste, ausgeweitete Kammer betreten (Speläologen versuchten, die übrigen Teile der Anlage zu betreten; ein enges Loch zeugt davon).
  • A2369 Unterstand Kessi – 638890/185070. Gemäss Bauplan ein kleiner, hölzerner Unterstand in einer Felsnische. Zugangstreppe. Hölzerne Front mit Eingangstüre. Die Innenwände (Felswand) wurden teilweise mit Mauerwerk ergänzt. Seitliche Kochnische (mit Kamin). Nach vorne abfallendes, mit Steingeröll überdecktes Holzdach. Heute ist von dieser Holzkonstruktion nichts mehr zu sehen.
  • A2370 Infanteriewerk Schybenaufstieg – 639050/184750. Grosses Felswerk auf drei Etagen unterhalb des Schibengütschs. Der Eingangsstollen – von dort steigt man auf einer Eisenleiter zum tiefer gelegenen Mg-Stand hinunter – endet im Mannschaftsraum (Ess- und Schlafraum, mit Fensteröffnung); der Verbindungsstollen zum an- deren Mg-Stand schliesst direkt daran an. Vor dem Eingang beginnt sowohl ein Steigschacht (mit Eisenleiter) zur Kochnische und von dort zur oberen Kaverne (Beobachtungsstand und ehemalige Seilbahnstation) als auch ein Laufgraben (mit Bruchsteinbrüstung) zum Oststol- len bzw. zur Rückhangstellung (Beobachterscharte, Eingang zugleich Waffenstellung). Besetzt vom Infanterieregiment 37, später Gebirgsschützen Bat 6. 2001 entklassifiziert.
  • A2371 Unterstand Schybehöhle – 639250/184680. Ausgebaute Naturhöhle an der SE-Flanke des Schibengütschs. Gemäss Bauplan besteht die Anlage aus einer vorderen, natürlichen Felskammer, einem Verbindungsstollen und einer hinteren Kaverne. Von dort führt ein Steigschacht nach draussen.
  • A2372 Unterstand Ax Krete – 639435/184400. Kleine Kaverne ohne Abschluss. Treppeneingang. Der schmale Zulaufstollen besteht aus aufgemauerten Seitenwänden (Bruchsteine) und einem betonierten Gewölbe. Dahinter eine winzige, ca. 2,2 m x 2,5 m kleine Kaverne mit Zeltdeckenhacken.
  • A2373 Infanteriewerk Ax – 639300/184240. Mittelgrosses Felswerk in der Felswand von Ax. Auf dem Weg zum Eingang passiert man rechts den externen Nahverteidigungsstand (Stollen mit runder Brustwehr davor); der Holzsteg, der früher den bequemen Zugang zur Anlage ermöglichte, ist nicht mehr vorhanden. Vom internen Eingangspodest gelangt man über einen Steigschacht zur ca. 10m tiefer gelegene Hauptetage des Werkes. Dort beginnt der Stollen (zugleich Mannschaftsunterkunft) zu 2 Kampfständen, ein weiterer Stollen zu 2 fast übereinanderliegenden offenen Nischen mit Brustwehr (gemeinsamer Steigschacht) und der ca. 20m lange Laufgraben.
  • A2374 Infanteriewerk Hirswängiberg – 638770/183930. Betoniertes Felswerk ca. 1km nordöstlich von Kemmeribodenbad. Der Eingang ist als hölzerne Scheune mit einem Schindelvordach getarnt (darin Küche, Essraum und Massenlager). Der leicht abfallende, betonierte Zulaufstollen mit Panzertüre und Stollenverteidigungsscharte führt zum nach links abgedrehten, gunitierten Unterkunftsraum. Diesen verbindet wiederum ein kurzer Stollen mit dem nach rechts abgedrehten, betonierten Doppel-Mg-Waffenstand (Scharten aus Beton und Bruchstein). Wasserreservoir und Brunnenschacht wurden darin integriert.

Wer sich für die Region Hohgant-Schrattenfluh interessiert (auch Führungen, Berggängigkeit vorausgesetzt), kann sich mit Christian Wüthrich in Verbindung setzen (079 327 40 30, chr.wue@bluewin.ch)