Stand der «Bunker»-Projekte des VBS

Der Projektbericht des VBS fasst für die wichtigsten respektive grössten Beschaffung- und Investitionsgeschäfte den aktuellen Stand und die Risikobeurteilung zusammen. Der Bericht 2020 wurde Ende März 2021 publiziert. Aus Sicht der Bunkerfans sind folgende Infos interessant:

FITANIA

Das FITANIA-Programm umfasst die Koordination der Projekte
A) «Telekommunikation der Armee» (TK A),
B) «Führungsnetz Schweiz» und
C) «Rechenzentren VBS/Bund 2020».

  • Rechenzentren: Das VBS plant im Teil C) zwei Rechenzentren mit militärischem Vollschutz, um das Funktionieren der armeerelevanten Anwendungen und Systeme in allen Lagen, das heisst, auch in Krisen, Katastrophen und Konflikten sicherzustellen. Durch den militärischen Vollschutz sind die Daten und Systeme besonders gut gegen mögliche Gewalteinwirkungen geschützt. Ein drittes Rechenzentrum, das zivile (nicht aber militärische) Schutzanforderungen erfüllt, soll auch von zivilen Bundesstellen genutzt werden. Die drei Rechenzentren werden geografisch getrennt voneinander realisiert und redundant betrieben. Anfang 2020 wurde das teilgeschützte Rechenzentrum «Campus» in Frauenfeld dem Betrieb übergeben. Ende 2020 wurde das vollgeschützte Rechenzentrum «Fundament» (Standort geheim) ebenfalls dem Betrieb übergeben. Die finanziellen Auswirkungen beim Rechenzentrum «Fundament», bedingt durch die defekte Bodenplatte und den Schaden im Abgasstollen, können erst nach Vorliegen der Versicherungsentscheide beziffert werden. Die rechtlichen Folgen aus der Mandatsniederlegung des Generalplaners sind noch nicht abgeschlossen.
    Das dritte vollgeschützte Rechenzentrum «Kastro II» soll ca. 2028 in Betrieb genommen werden. Der Zeitplan ist durcheinander geraten, da der eigentlich geplante Standort in einem ehemaligen Munitionslager der Armee in Mitholz nicht realisierbar ist, da dort nach der Explosion 1947 noch Tausende Tonnen verschüttete Munition entsorgt werden müssen. Die Planungsarbeiten am neuen Standort wurden aufgenommen. Die Bundeskanzlei prüft eine mögliche Integration des zivilen Rechenzentrums Primus in das Rechenzentrum Kastro II. Der Entscheid dazu wird im 1. Halbjahr 2021 vorliegen. Weitere Ausbauetappen werden entsprechend der Bedürfnisse der Benutzer voraussichtlich in den 2030er Jahren realisiert werden.
    Die Hauptrisiken bei der Projektabwicklung wurden Ende 2020 wir folgte aufgelistet: «Kritische Lieferergebnisse entsprechen nicht der vereinbarten Qualität; die benötigten Finanzmittel stehen nicht oder nur unzureichend zur Verfügung und ungenügende Personalressourcen und Projektumfeldveränderungen.» Bei der Einführung werden folgende Risiken auflistet: «Unrealistische Terminvorgaben erschweren die Termineinhaltung, durch ungelöste Sicherheitsprobleme droht ein Projektabbruch/-unterbruch, Veränderungen im Projektumfeld beeinflussen die Projektarbeit negativ.»
  • Führungsnetz Schweiz: Teil dieses standortgebundenes Netzes auf der Basis von Glasfaserkabeln und Richtfunkverbindungen für sichere Kommunikation sind auch verbunkerte Anlagenteile. Im Endausbau wird das Netz eine Länge von knapp 3000 Kilometern umfassen. Die Umsetzung der Schutzmassnahmen (Härtung) wurde aufgrund Covid-19 leicht verzögert: Aktuell sind 26 von 45 Standorten des Kernnetzes gehärtet und dem Betrieb übergeben. Mittlerweile sind mehr als 210 der 300 geplanten Standorte erschlossen. Davon sind bereits 65 Standorte mit dem breitbandigen optischen Transportnetz ausgestattet.
    Die Datenübertragung erfolgt verschlüsselt. Das Führungsnetz Schweiz soll in einem nächsten Ausbauschritt weiteren zivilen Behörden mit sicherheitsrelevanten Aufgaben zur Verfügung stehen.
    Zeitliche Verzögerungen durch beschränkte personelle Ressourcen sind als Hauptrisko aufgeführt. Zudem müsse das Netz bei laufendem Betrieb ausgebaut werden und die eingesetzte Technologie hätte einen relativ kurzen Lebenszyklus von 5-7 Jahren.
  • Alle drei FITANIA-Teile gehören zusammen, bei der Telekommunikation der Armee betrifft dies unter anderem die Richtstrahlgeräte.
  • VIDEOLINK FITANIA

FLORAKO

Auch die Erneuerung der Sensoren sowie der Führungssyteme des Luftraumüberawchungs- und Einsatzleitsystem FLORAKO betrifft gehärtete Anlagen auf den Radarbergen. Vorhaben gemäss Immobilienbotschaft : «In den zwei Einsatzzentralen von Florako sollen Gebäudeteile instand gestellt, Einbauten rückgebaut sowie die Gebäudetechnik und der Innenausbau angepasst werden. Um Florako während der Bauarbeiten ohne Unterbruch redundant betreiben zu können, braucht es eine zusätzliche vollwertige Einsatzzentrale an einem provisorischen Standort. Weiter sind zwei Anlagen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zu sanieren. Diverse technische Einrichtungen, insbesondere im Bereich Brandschutz, entsprechen nicht mehr den gültigen Normen. Ersatzteile für die Anlagen der Gebäudetechnik sind teilweise nicht mehr verfügbar. Eine der beiden Anlagen muss zudem im Zuge der Sanierung auf den künftigen Betrieb ausgerichtet werden. Die Nutzung durch Dritte soll aus Sicherheitsgründen vom militärisch genutzten Bereich getrennt werden.»

Mitholz

Natürlich ist auch die Räumung des Munitionslagers Mitholz Teil des Projektberichtes VBS 2020. Das wird auch mindestens die nächsten zwanzig Jahre jeweils der Fall sein.

Das neue Rechenzentrum des Bundes steht auf dem Gelände des Waffenplatzes Frauenfeld bei Frauenfeld TG. Es soll die Sicherheit von Daten des Bundes erhöhen. © VBS